Das Quelle-HSE24-Arcandor-Konglomerat

Ein Konglomerat ist normalerweise ein Mischkonzern mit diversen Tochtergesellschaften, welche unterschiedliche Wertschöpfungsketten aufweisen und nicht miteinander im Wettbewerb stehen. Nur was passiert, wenn sich die Tochtergesellschaften in die Quere kommen? Dann geht einer davon pleite; wie zuletzt das Versandhaus Quelle. Denn Quelle steht bzw. stand in direktem Kontakt mit dem TV-Shoppingsender HSE24 (Home Shopping Europe). Das leuchtet im ersten Moment nicht sonderlich ein.

Karstadt-Quelle war zuletzt der zweitgrößte Internet-Versandhandel in Deutschland. Die zuletzt geschätzten Zahlen sagen, dass fast die Hälfte des Umsatzes im Internet erwirtschaftet wurden. Den Mutterkonzern Arcandor kann das freuen. Erfreut zeigt man sich auch über die Umsatzzahlen von HSE24. Doch prinzipiell verkauft man dort ähnliche Waren.
Bei Quelle gab es die unterschiedlichsten Waren aus fast allen Bereichen. Bei HSE24 hingegen wird der Umsatz mit einem kleineren Sortiment dafür aber mit einer weitaus höheren Verkaufsmenge erwirtschaftet. Über das Klientel bzw. die Kundschaft kann man lange diskutieren. Die genauen Fakten wird wohl nur Arcandor kennen. Fakt ist auf alle Fälle, dass der durchschnittliche HSE24-Kunde weiblich, zwischen 50 und 60 Jahren alt ist, vorzugsweise Schmuck kauft und gern mehr Geld für Service ausgibt. Der durchschnittliche Quelle-Kunde dürfte davon etwas abweichen, doch auch hier war der Hauptteil wohl über 50 Jahre alt und kaufte vorzugsweise Bekleidung. Die Einnahmequellen haben sich immer mehr überschnitten.

Quelle war früher mal ein reiner Prospekt-Handel. Man hat sich den dicken Quelle-Katalog zusenden lassen und hat dann brav per Telefon bestellt. Bei HSE24 verläuft das Hauptgeschäft ebenfalls noch über den Telefonservice. Doch ebenso wie bei Quelle spielt auch bei HSE24 das Geschäft über das Internet eine immer bedeutendere Rolle. Man hat bei Arcandor die zwei unterschiedlichen und dennoch gleichwertigen Versandunternehmen bewusst gegeneinander antreten lassen. Dass dies auf Dauer nicht gut gehen kann, wird jedem Betriebsökonom bewusst, der versucht einen Euro zweimal auszugeben. Eventuell war es gar nicht die Schuld von Middelhoff, dass Quelle jetzt pleite ist. Eventuell war es aber genau seine vorgegebene Taktik, welche zur Insolvenz geführt hat.

Der Staat hatte im Sommer dem Unternehmen Quelle noch vollmundig 50 Millionen Euro für den Druck des Winterkataloges überwiesen. Welch ein Schwachsinn dachte ich mir schon damals. Wenn ein solch großes Unternehmen nicht einmal mehr das Geld für den Druck eines Kataloges hat, kann es mit der Finanzdecke nicht mehr weit her sein. Und wieso konnte der Mutterkonzern Arcandor die rettenden 50 Millionen Euro nicht zuschießen? Weil man einfach vom Staat ein kleines Konjunkturpaket abstauben wollte, damit am Ende zumindest die Rendite stimmt. Und Seehofer konnte sich vor der Wahl noch als der kleine Retter in der Krise feiern lassen. Wie sagte so schön Urban Priol in der Sendung „Neues aus der Anstalt“ (ZDF) vom 20.10.: „Aber der Katalog musste sein, damit die Rentner über den Winter mit Blättern beschäftigt sind.

Bald ist Quelle Geschichte. 30.000 Mitarbeiter werden sich einen neuen Arbeitsplatz suchen müssen. Vielleicht findet ja der eine oder andere bei den Arcandor-Töchtern ein Pöstchen; davon gibt es ja nach dem Aus von Quelle etliche neu zu besetzen. Denn irgendwo muss das bestellfreudige Volk ja zukünftig seine Bettwäsche bestellen. Bei HSE24 gibt es immer genügend günstige Angebote an Mikrofaser-Bettwäsche. Für alle Katalogbesteller gibt es ja zum Glück immer noch den Versandhandel Neckermann. So groß kann also die Not beim Arcandor-Konzern zukünftig nicht werden.

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Ein Kommentar

  1. Wenigstens waren die 50 Mio eine Massekredit. Hieß es damals zumindest.
    Man wird das Geld als wohlmöglich wiedersehen.

    Trotzdem war es bescheuert

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