Ein frisch installiertes Windows-System ohne ein Anti-Virus-Programm zu betreiben ist fast eine Todsünde. Wer diesen Rat nicht befolgt, kann sich bereits nach wenigen Betriebsstunden sicher sein, dass er sich einen Virus eingefangen hat. Nun kann man sagen, ja das liegt daran, weil die Entwickler und Hacker von Viren so windige Gesellen sind. Man könnte aber auch behaupten, dass es daran liegt, dass nach gewisser Zeit einfach die Schwachstellen des Windows-Systems bekannt sind und freizügig ausgenutzt werden.
Seit knapp zwei Wochen liegt die neue Version 7 des Betriebsystems Windows in den Verkaufsregalen und schon geht die Sorge wieder los, wie sicher das neue Windows 7 ist. Soviel ist jetzt bereits sicher: ohne Anti-Viren-Programm sollte man auch das neue Windows 7 nicht betreiben. Denn der Anti-Viren-Pogramm Hersteller Sophos hat das neue System auf seine Standfestigkeit bezüglich Viren getestet. Auf einem frisch installierten System – in der Grundkonfiguration – wurden wahllos verschiedene, neue Viren getestet. Das Ergebnis ist „erwartungsgemäß“ ernüchternd ausgefallen. Von 10 Viren hat Windows 7 ganze 8 Viren ohne Beanstandung ins System gelassen.
Normalerweise hätte das verbesserte UAC (User Access Control) den Benutzer vor dem unerlaubten Zugriff auf das System warnen müssen. Doch UAC blockierte nur 2 der 10 getesteten Viren. Alle anderen Viren konnten sich ungehindert im System verankern und ihre schmutzige Arbeit erledigen. Nun ist eigentlich UAC – zu deutsch Benutzerkontensteuerung – extra in Vista dazu eingeführt worden, damit Programme nicht unerlaubt und still im Hintergrund sich im System verankern können. Doch dieser Schutz griff bereits bei Vista nur ungenügend. Und wie Sophos mit seinem Tests nun gezeigt hat, hat sich bei Windows 7 nicht viel an dieser Lage geändert.
Für mich steht der Schuldige fest: Microsoft. In Redmond hat man es bereits seit Jahren verschlafen, das Windows-System gegen den Großteil der Viren und Root-Kits sicher zu machen. Eigentlich sollte es technisch keine all zu große Kunst sein. Schließlich sind die Systemstrukturen seit Jahren die selben und auch die Windows-Entwickler sollten in den Jahren dazu gelernt haben. Doch man hinkt in Redmond nicht nur dem Tempo der Viren-Entwickler hinterher. Man sorgt wohl auch noch bewusst dafür, dass die bekannten Einfalltore nicht geschlossen werden. Der Grund ist so einleuchtend wie nüchtern: auf dem Markt der Anti-Viren-Hersteller werden Hunderte Millionen an Dollar verdient. Microsoft wäre der Prügelknabe einer ganzen Software-Industrie, wenn Windows plötzlich von hause aus sicher wäre. Die Symbiose aus Betriebssystem-Hersteller und AV-Produzent ist gewollt. Daran soll sich wohl auch mit Windows 7 nichts ändern.
Der Leidtragende ist der Benutzer. Er muss sich neben dem Betriebssystem auch noch ein Anti-Viren-Programm besorgen. Zwar gibt es mittlerweile genügend freie Alternativen. Doch um die zusätzliche Installation und die stetige Aktualisierung kommt man nicht herum. Aber als Windows-Nutzer hat man sich an diesen Umstand gewohnt und nimmt es mehr oder minder gelassen hin.
Das Betriebssystem Windows ist eben etwas für Bürokraten und Leute mit zu viel Freizeit. Statt sich mit den eigentlichen Arbeiten (am PC) zu beschäftigen, kümmert sich ein Windows-Nutzer zwangsweise lieber mehr um die Sicherheit seines Systems. Die ständige liebevolle Fürsorge zahlt sich sogar aus: man kann auch bei einem Windows-System virenfrei bleiben.