Klimaschutz-Debatte bei Maybrit Illner

Im ZDF talkte man am Donnerstag über den Klimaschutz. In der Sendung Maybrit Illner mit dem Titel „Schluss mit Fliegen, Heizen, Schlemmen – Leiden für den Klimaschutz?“ diskutierte eine illustere Gruppe über die Gesellschaft und deren Umgang mit Ressourcen. Auffälligste Sitzanordnung: neben Wulf Bernotat, dem Vorstandsvorsitzenden der E.ON AG, sitzt Hanna Poddig, eine 24-jährige Buchautorin. Sie schrieb das Werk „Radikal mutig. Meine Anleitung zum Anderssein“ und ebenso radikal wurde sie in der Diskussion von oben herab betrachtet. Was will auch ein 24-jähriges „Mädchen“ einem großen Konzernchef entgegen setzen; die kann man ja (noch) nicht ernst nehmen mit ihren linken Thesen. Doch ist die Einteilung von links und ökologisch beim Thema Klimaschutz ideologiefrei?

Wer Lösungen für die Zukunft in der Diskussion erwartet hat, hätte sich die 60 Minuten Talk auch sparen können. Das wäre zumindest echter Klimaschutz gewesen. Denn die vorgetragenen Argumente sind die selben wir vor 10 Jahren und selbst ein Umdenken in den Köpfen der Bevölkerung ist durch solch eine Diskussionsrunde nicht zu erwarten. Treffend formulierte es Wulf Bernotat auf die Frage, welchen persönlichen Verzicht er üben würde: „Es geht nicht primär darum, was ich tue.“ Jawohl Herr Bernotat, der einzelne Bewohner dieses Planeten braucht sich gar nicht groß umstellen. Vielmehr muss sich die Gesellschaft ändern. Welch abstruse Äußerung. Er fordert hingegen mehr politische Vorgaben.

Konkreter wurde da Hanna Poddig: „Wir brauchen den Bruch. Wir können uns nicht so schleichend weiterentwickeln, weil das wir jetzt tun einer falschen Logik folgt. Es folgt einer Konkurrenz- und Wachstumslogik.“ Was sagt man als Politiker auf solch eine These? Man wankt so wie Herr Norbert Röttgen (CDU, Bundesumweltminister) zwischen Dampfplauderei und Hörigkeit gegenüber der Wirtschaft. „Ich bin auch der Einschätzung, dass wir zu einer radikalen Veränderung von Lebens- und Wirtschaftsweise kommen müssen. Ich glaube aber nicht, dass dies ein Weg des Opfers und des Verzichts ist.“ Nur der Einsatz moderner Technologie bringe uns dem Ziel näher. Wirtschaftswachstum muss man entkoppeln vom Energie- und Ressourcenverbrauch. Frau Poddigs Aussage hält er hingegen für ein Katastrophenszenario. Mir ist unklar, wie ein Wirtschaftswachstum auf Jahrzehnte weiter verfolgt werden kann und soll, ohne dabei Ressourcen zu erschöpfen. Darauf wusste leider Herr Röttgen keine Antwort. Wirtschaftswachstum ist wohl das Ultima-Ratio, welches über allem steht.

Herr Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Institut für Klimaforschung, gab folgende Rechnung in die Runde. Um die 2 Grad Erderwärmung bis zum Jahre 2050 einzuhalten, darf jeder Mensch auf dieser Erde pro Jahr nur 2 Millionen Tonnen CO2 produzieren. Wer eine S-Klasse fährt, kommt in den nächsten 40 Jahren damit 25.000 Kilometer weit – pro Jahr! Dann ist allerdings auch bereits das gesamte CO2-Kontingent verbraucht. E.ON Konzernboss Bernotat konnte dabei nur müde lächeln. Doch wie kommen wir zu diesem Ziel? Frau Poddig beklagte zum Beispiel, dass auf der einen Seite der Autokonzern OPEL mit Milliardenhilfe unterstützt wird, auf der anderen Seite die Politik sich aber fürs Klima einsetzen möchte. Auch die Abwrackprämie war das falsche Signal. Dies fand auch Ranga Yogeshwar. In Zeiten der Wirtschaftskrise hat Südkorea ein sehr gezieltes Konjunkturprogramm aufgelegt, welches eine sehr hohe Priorität auf Ökologie und Energieeinsparung hat. Nun, was soll man darauf antworten? Andere Länder, andere Sitten? Oder eher: andere Probleme, andere Politik?

Die ganze Diskussion war sehr ernüchternd. Die Konzerne geben ihren Aktivitäten einen grünen Anstrich, Stichwort „Green Washing“ und sitzen das Problem einfach aus. Die Politik sieht sich dem Wirtschaftswachstum eher verpflichtet als den zukünftigen Generationen und der Erde, auf der wir alle leben. Die anwesenden Wissenschaftler durften ein paar harte Fakten präsentieren und die linke Buchautorin mit ihren 24 Jahren wurden generell nicht wirklich ernst genommen. Eine Aussage von ihr gab dann doch allen Beteiligten zu denken: Wir müssen Brücken bauen in die Zukunft. Doch wenn wir heute Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke bauen, welche für die nächsten Jahrzehnte unseren Strom liefern werden, dann sind dies genau die falschen Brücken in die Zukunft.

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3 Kommentare

  1. Protagonisten gut gewählt; es wurde sichtbar, daß der Mensch ganz bestimmt nicht in der Lage sein wird,“Pläne“ umzusetzen. Zu hoffen ist, daß die Halbheiten und die Entschlossenheit die in der Runde versammelt waren, zuletzt zu einem begehbaren Weg in der Zukunft des Erdklimas führen.

  2. Eine gelungene Mischung, die Gruppe der Protagonisten – das Wünschbare und das Machbare, es zeigte sich, und es zeigte sich auch, daß der Mensch kaum anders enden wird (im Prinzip) als eine Bakterienkultur auf Nährlösung in einer Petrischale: Technologie kann angesichts der psycho-physiologischen Ausstattung des Menschen niemals die Rettung am eigenen Schopf leisten. Tcha – warten wir auf morgen und die Aktionen der Hannas und das Gemurkse unserer wenig beneidenswerten Politiker wie auch Medienmoderatoren. Bei Frau Illner ab und zu ein Lichtblick – wobei man übrigens sehr gut merken kann, ob einer gut vorbereitet sich präsentiert oder …

  3. Das war eine der dümmlichsten Talk-Shows, die ich jemals gesehen habe! Wo bleiben da
    die kritischen Stimmen zu all diesem unsinnigen Klimakatastrophengeschwafel?

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