Ratiopharm: Gute Ärzte. Guter Umsatz.

Ärzte sind unabhängig handelnde Fachpersonen auf dem Gebiet der Gesundheit. Denkste. Ärzte sind auch nur Menschen. Und wenn verlockend das Geld winkt, werden auch Ärzte schwach. Zugeben tut dies natürlich keiner. Wäre ja schlecht für den Ruf. Aber weil es von der Ratiopharm GmbH bis zu 2,5 Prozent Vergütung für verschriebene Medikamente dieser Firma gab, kann auch mal ein Arzt ein Auge zudrücken. Merkt ja keiner.

Bereits im Jahr 2005 wurde bekannt, dass Ärzten systematisch Sachgeschenke, Gutscheine, Uhren, Reisen, etc. angeboten wurden, wenn sie vorzugsweise Medikamente der Ratiopharm GmbH verschreiben. Als Belohnung gab es sogenannte „V.O.M.-Schecks“ (Verordnungsmanagement-Schecks) in Höhe von 2,5 Prozent des Apotheken-Verkaufspreises. Das kann sich lohnen. Das Geschäft lohnt sich für beide Parteien. Nur der Patient geht dabei leer aus. Und die Krankenkassen zahlen ungewollt höhere Behandlungskosten.
In Thüringen laufen derzeit Ermittlungen gegen 15 Beschuldigte. Außendienstmitarbeiter der Ratiopharm GmbH sollen niedergelassenen Ärzten die Bevorzugung von deren Pharmaprodukten nahe gelegt haben. Relativ einfach wird es für einen Arzt, wenn er die von Ratiopharm bezahlte Praxissoftware „Doc Expert“ einsetzt, welche dem Arzt bevorzugt Ratiopharm-Produkte vorschlägt.

Man hätte sich bei der Staatsanwaltschaft eigentlich die vielen und jahrelangen Ermittlungen einfach sparen können, in dem man sich die letzten Werbeslogans der Ratiopharm GmbH angeschaut hätte. Von 2002: „Gute Preise. Gute Besserung.“ Für den Arzt sind es sicherlich gute Preise. Die Besserung folgt auf dem Fuße. Aus 2004: „Da gibt’s doch was von ratiopharm.“ Treffender könnte es kein hauseigener Slogan es auf den Punkt bringen. Natürlich gibts da auch was von Ratiopharm. Und der aktuelle Slogan lautet: „Damit es besser wird.“ Fragt sich dabei nur: für wen?

Bei solchen Methoden ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Pharmakonzerne der Regierung im Jahr 2003 ein Gesetz abgekauft haben, welches die Preisbindung von Medikamenten geregelt hätte. Dies war Teil des Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz (GMG). Und der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VDPP) bringt es auf der eigenen Website treffend auf den Punkt:

Werden Arzneimittel teurer?
Nein. Mit der Aufhebung der Preisbindung für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel wird ein für die Patientinnen und Patienten vorteilhafter Preiswettbewerb eingeführt, der nach Auffassung von Experten zu sinkenden Arzneimittelpreisen führen kann, denn in europäischen Nachbarstaaten gibt es keine Preisbindung für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel, und diese Mittel sind dort oftmals billiger als in Deutschland.

Die Medikamente werden zwar vielleicht nicht teurer, dafür aber werden sich einfach bevorzugt von den Ärzten verschrieben. Wenn nicht das günstigste sondern vielleicht das teuerste Medikament verschrieben wird, dann wird es prinzipiell nicht teurer. Aber ein Preiswettbewerb findet auch nicht statt. Und in den europäischen Nachbarstaaten ist „leider“ auch nicht so viel Geld aus einem riesigen Gesundheitssystem zu holen. Daher sind zwangsweise auch die Medikamente im Ausland nicht so teuer.

Und das mit den geschmierten Ärzten? Blöder Zufall. Sind absolute Ausnahmen. Könnte aber auch allgemeine Praxis sein. Wer weiß das schon so genau. Schließlich gibt es auch bei Medikamenten Risiken und Nebenwirkungen.

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