Der Spiegel-Verlag hat ein neues „Baby“ entwickelt. Es nennt sich einestages (Zeitgeschichten auf Spiegel-Online). Auf einestages kann man Geschichten sehen, lesen und selbst schreiben. Ob man nun persönlich in der Prager Botschaft die erlösenden Worte von Hans-Dietrich Genscher gehört hat, oder beim ersten Backstreet-Boys-Konzert in der ersten Reihe stand oder ein Überlebender eines Unglückes war. einestages möchte Geschichten und Fotos sammeln – von den Lesern und Zuschauern selbst beigesteuert. Ebenfalls mit dabei sind etliche Partner so unter anderem das Bundesarchiv oder das Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz. Bei einestages läuft allerdings noch nicht alles so ganz rund …
Alles Beta
In guter Google-Manier hat man das neue Werk auch gleich vorsichtshalber als Beta bezeichnet.
Dass es sich noch in der Beta-Phase befindet, habe ich gleich heute feststellen dürfen.
Obwohl ich bereits seit Jahren bei Spiegel-Online angemeldet bin, war ich dort nie wirklich fleißig beim Schreiben. Und einestages habe ich erst seit einem Tag genutzt. Kaum zu glauben, dass in dieser kurzen Zeit 188 Texte von mir verfasst worden sind. So etwas nennt man wohl einen Software-Bug. Dass dies nicht der einzige war und ist, bemerkte ich beim zweiten Blick in „Veröffentlichte Fotos“. Dort habe ich bis heute weit über 1000 Fotos hochgeladen und auch veröffentlicht. Und in der „Werkstatt“ funktioniert noch keines der dort vier Aktionen (u.a. „Fotos hochladen“, „Zeitzeugenbericht verfassen“).
„einestages – hier entsteht das kollektive Gedächtnis unserer Gesellschaft“
Der Spiegel-Verlag mimt das kollektive Gedächtnis unserer Gesellschaft. Dazu soll einestages eines Tages werden. Was mir dabei etwas sauer aufstoßt, ist die Tatsache, dass jeder Verfasser eines Textes oder Besitzer eines Fotos auf seine Rechte bei der Veröffentlichung auf einestages verzichtet. Der Spiegel-Verlag behält sich vor, die (eigenen) Texte und Bilder so oft und so lange zu kopieren, vervielfältigen, vermieten, etc. wie er gern möchte. Der frühere Besitzer bleibt dabei außen vor.
Eines Tages wird sich bei einestages so viel Material angesammelt haben, dass man wirklich vom kollektiven Gedächtnis zur deutschen Geschichte sprechen kann. Den Reibach fährt dabei der Spiegel-Verlag ein, auf Kosten seiner treuen Leser und Schreiber.