In Südafrika spielen die letzten 4 Mannschaften um den WM-Pokal. In Afghanistan sind deutsche Soldaten in einen Krieg verwickelt. Im Golf von Mexiko strömen täglich immer noch tausende Liter Öl aus und sorgen wohl für eine der größten Umweltkatastrophen. Und über was unterhält sich der Deutsche am liebsten: über das Wetter. Gerade jetzt in diesen Tagen gibt es außer Fußball kein größeres Thema. Die einen empfinden es als zu heiß, den anderen ist es gerade recht. Aber alle reden übers Wetter.
Die Unterhaltung über das Wetter ist nicht nur ein beliebter Einstieg in einen Small-Talk. Auch wenn man sich nichts Wichtiges zu sagen hat: Wetter-Geplänkel geht immer. „Ist es bei Euch auch so heiß?“ Und als ob man die Antwort nicht schon wüsste, erhofft man ein zustimmendes „Jaaa.“ Vielleicht erzeugt dies ein kollektives Leiden. Wenn einem selber schon der Schweiß aus der Armkehle läuft, soll es anderen nicht besser gehen. Aber auch ortsrelevante Details wie „Also hier ist’s gerade bewölkt.“ können von Wichtigkeit sein. Selbst wenn die Cumulus-Felder mit einer rasenden Geschwindigkeit über einen hinweg fegen und man nicht genau sagen kann, ob es 2 Kilometer weiter westlich – gerade in diesem Moment – sonnig oder wolkig ist. Und selbst wenn es in den nächsten 30 Sekunden schon wieder anders wäre. Sich über das Wetter auszutauschen ist wie das Blabla beim Friseur.
Doch wieso ist gerade das Gerede übers Wetter so „wichtig“? Es scheint wie der kommunikative „Kleber“, der die Gesellschaft zusammen hält. Prinzipiell ist es völlig egal, welches Wetter herrscht. Auch ist es egal, ob der Gesprächspartner weiß, welche Wettersituation beim anderen herrscht. Man brauch auch nur die Grundformen zu nutzen: warm, heiß, kalt, regnerisch, sonnig und bewölkt. Feinheiten interessieren keinen und sich auch nicht von Belang.
Sonnige Grüße aus Berlin.
aktuelle Wetterdaten beim Erstellen des Beitrages: 20,3 °C, wolkig, 1020 hPa, 46% rel. Luftfeuchte, Wind 14 km/h aus NW