Wenn es als das Eva-Prinzip gilt, möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen, dabei noch beruflich erfolgreich zu sein und attraktiv zu wirken, als was wird dann die Werbung bezeichnet, welche speziell für die weibliche Gilde entwickelt wird?
Ok, ich gebe es zu: Männer sind primitiv. Wie lockt man den Mann in einen Baumarkt oder zum Autotuning-Händler? Man zeigt Ärsche und Titten. So einfach kann manchmal Marketing sein. Doch dass Frauen sich von der Werbung ebenso primitiv beeinflussen lassen, hätte ich nicht gedacht.
Shampoo mit dem „Anti-Stroh-Effekt“
Mit dem was? Was in aller Welt ist ein Anti-Stroh-Effekt? Ich kenne die Fett-Weg-Diät und den Rote-Augen-Blitz. Aber wie manifestiert sich ein Anti-Stroh-Effekt? Früher wurden (Frauen-)Haare einfach nur spröde, stumpf oder matt. Heute werden sie allerdings strohig und strapaziert. Das strapazierte Stroh-Haar macht sich auf dem Frauenkopf breit. Hilfe, holt schnell einen Arzt oder doch eher einen Star-Coiffeur.
Liebe Frauen, wird euer Haar nach dem einshampoonieren wirklich so geschmeidig wie weichgewaschenes Stroh? Und was passiert eigentlich bei einem Zoobesuch, wenn das Haar nach einem langen und anstrengenden Tag anfängt, strohig zu werden? Steigen euch dann die Kamele und Giraffen auf den Kopf? „Schatz, ich glaube da knabbert ein Zebra an deinen strohigen Haaren rum!“
Nein, alles klar. Keine Fragen. Oder doch: gibt es eigentlich auch Shampoo mit dem THC-Effekt für leichtes und beschwingtes Haar? Und was ist mit der Kurpackung für feuchtes Haar? Welcher Hersteller denkt mal an all die alleinerziehenden Hausfrauen? „Ihr Haar leidet an fettigen Bratfett, wird täglich durch Reißen und Ziehen stark beansprucht und sieht Sonnenlicht nur nach 20 Uhr? Jetzt neu: das Shampoo mit dem Outdoor-Effekt.“
Lippenstift mit natürlichem Kollagen
Wer kennt ihn nicht, den legendären Marketingspruch: „An meine Haut lasse ich nur Wasser und CD.“ Die Frau von Heute lässt dagegen so etliches an ihre Haut – ob nun bewusst oder unbewusst. Die Inhaltsstoffe mancher Kosmetika erinnern manchmal eher an ein Chemielabor als an ein Kosmetikstudio. Aber ob nun raffiniertes Erdöl für Lippenstifte oder die Chlorverbindung Triclosan als Konservierungsstoff … was dem Fußboden gut tut, kann für die menschliche Haut nicht minder schlecht sein.
Lippenstifte mit Kollagen sind allerdings so sinnfrei wie Zahnpasta mit Zucker (* in vielen Zahncremes ist Sacharin enthalten, damit sie nicht so bitter schmecken). Nun, natürliches Kollagen ist ein bei Menschen und Tieren vorkommendes Strukturprotein (Gerüststoff für Gewebe bzw. Zellen). Kollagen entsteht dort wo auch die neuen Körperzellen entstehen. Achtung, Frauen aufgepasst: Zellen entstehen nicht an der obersten Hautschicht. Dort ist das Leben einer Zelle bereits vorbei. Tote Zellen erkennt man bspw. an kleinen Hautschuppen.
Man kann sich also kiloweise die denaturierten Tierknorpel (* meist aus Schlachtabfällen gewonnen) auf die Haut schmieren. Es wird nicht an die Orte gelangen können, wo die neuen Zellen das künstlich zugeführte Kollagen gebrauchen könnten. Tief im Innern der Haut hat der menschliche Organismus seine eigenen Gesetzmäßigkeiten.
Aber Lippenstifte mit Kollagen verkaufen sich trotzdem besser. Und am Lächeln einer Frau kann man sogar erkennen, wie intelligent sie ist. Strahlt sie nach dem Auftragen eines schönen, roten Kuss-Echt-Lippenstiftes über beide Ohren, glaubt sie den ganzen Mist mit dem Kollagen auf alle Fälle.
Der neuste Hipp aus dem chemischen Kosmetiklabor ist übrigens die komplett künstlich hergestellte Hyaluronsäure. Dieses nicht-organische Kollagen wird derzeit verkauft, als gäbe es keine ultimativere Idee sinnlos das Geld dem Jugendwahn hinterher zu werfen.
Mascara mit 500% mehr Volumen
„Schau mir in die Augen Kleiner!“ .. und du wirst den Pushup-Effekt sehen.
Eine Wimper hat im Durchschnitt eine Dicke von 0,1 mm. Durch den Volumeneffekt aus der Werbung („mit 500% mehr Volumen„) käme das relativ dünne Härchen auf die bombastische Dicke von 0,6 mm. Boah eh! Das wären keine zarten Wimpern mehr sonder richtig fette Borsten.
Rund ums Auge wachsen ca. 400 Wimpernhaare. Würde Frau wirklich mit dem Masquara 500% mehr Volumen erhalten … sie würde nicht mehr aus den Augen sehen können. Und ziemlich bescheuert würde der Urwald ebenfalls aussehen. Ob die Damenwelt eigentlich weiß, dass den meisten Mascara kleine, künstliche Haare beigemengt sind?
Aber lassen wir das. Frauen wollen hübsch sein. Dafür lassen sie sich eben gern auch von der Werbung anflunkern. Und wenn es dem Gesicht hilft, dass das kleine Nachtcreme-Töpfchen 100 Euro und mehr kostet, dann soll es eben so sein.
Wer übrigens glaubt, der Patentirsinn wäre beim Nassrasierer mit 5 Klingen bereits erreicht, der sollte sich unbedingt mal das Patent zum Mascara-Brush näher ansehen. Und da sage noch einer, Frauen wären kompliziert; der weibliche Körper vielleicht nicht, dafür aber umso eher deren „Werkzeuge“.
ja, wir frauen glauben den mist leider wirklich. denn wir hoffen immer noch auf das wundermittelchen, die super-schlankmach-pille oder das ganz-ohne-schmerzen-lifting… und bis dahin leiden wir noch ein bisschen, unserer schönheit wegen…