Vor ein paar Wochen war der Kraftstoff E10 – mit 10 Prozent Ethanolanteil – noch Dauerthema in den Medien. Über Wochen wussten die Medien nichts anderes, als Verwirrung und Angst zu stiften. Die Fahrzeughalter hatten Angst, den falschen Sprit zu tanken. Die Werkstätten warnten vor kaputten Motoren. Die Autobauer wiegelten ab, in dem sie das Betanken mit E10 für neuere Fahrzeuge als unbedenklich erklärten. Und die Tankstellenbetreiber raten noch heute dem Kunden zum teuren Super-Kraftstoff; lieber auf Nummer sicher gehen. Einige Monate später berichtet niemand mehr darüber. Was ist aus der Tank-Panik geworden? Hat E10 zu ernsthaften und massenhaften Motorschäden geführt?
Der ADAC hat einen Langzeitversuch gestartet. Ein für E10 untauglicher Opel Signum 2.2 direct wurde dafür mehr als 16.000 Kilometer mit dem Biokraftsfoff betankt. Opel selbst rät bei diesem Modell von der Betankung mit E10 ab. Bei einer nachfolgenden Untersuchung konnten allerdings keine Ethanolkorrosionen festgestellt werden. Eine Fehlbetankung mit E10 muss also – anderslautend zu den Aussagen vieler Autohersteller – nicht zum sofortigen Motorschaden führen. Auch ist nicht unbedingt sofort eine Werkstatt aufzusuchen, bei der der Tank entleert wird.
Der Test lässt sogar folgenden Umkehrschluss zu. Wenn bei einem E10-untauglichen Modell keine Ethanolkorrosionen aufgetreten sind, müssten bei E10-tauglichen Autos erst recht keine Schäden zu befürchten sein. Wieso greift dies die Presse nicht auf? Wird Aufklärung bei Themen rund ums Automobil als unpopulär angesehen? Oder möchte man bei des Deutschen liebstes Kind – dem Auto – nicht unnötig Verwirrung stiften? E10 könnte endgültig als unbedenklich erklärt werden. Bei EHEC hat dies nach ein paar Wochen auch funktioniert. Wieso also beim Biokraftstoff nicht? Gibt es da versteckte Gründe?
Der deutsche Autofahrer reagiert etwas gereizt, wenn man ihn auf E10 anspricht. Viele Argument bekommt man zu hören. Doch die allerwenigsten beruhen auf Tatsachen.
- „E10 schadet meinem Motor.“
Bis heute wurde noch keine nennenswerte Zahl von Schäden an Motoren oder Kraftstoffsystemen gemeldet. Speziell bei Autos ab 1990/1995 dürfte das Betanken mit E10 zu keinen Problemen führen. In Brasilien bspw. wird mit E25 oder gar stellenweise mit E50 getankt. Kein Auto bleibt dort wegen Motorschaden liegen. Nur die empfindlichen, deutschen Motoren scheinen den Unterschied von E5 (vorheriges Superbenzin) auf E10 nicht zu vertragen. - „Der Verbrauch ist viel höher.“
Ganze 1,5 Prozent Mehrverbrauch hat der ADAC in einem Test festgestellt. Dies sind auf 100 Km gemessen Mehrkosten in Höhe von 15 Cent. Da der E10-Kraftstoff allerdings günstiger ist als das normale Super (E5), spart man unterm Strich sogar ca. 5 Cent auf 100 Kilometer. - „Woanders hungern Kinder und ich tanke Lebensmittel.“
Auch wenn viele Menschen dieser Meinung sind, wird diese Aussage dadurch nicht besser. Durch den für Deutschland bestimmten Ethanolsprit hungern weltweit nicht mehr und nicht weniger Menschen. Im Gegenteil: durch handelsübliches Benzin unterstützt man Kriege wie in Afghanistan oder Libyen. Denn die dortigen Kriege werden nur wegen dem Erdöl geführt.
Das Misstrauen gegenüber allem Neuen aus der Politik ist sehr stark ausgeprägt in der Bevölkerung. Ob zurecht oder zu unrecht spielt jetzt mal keine Rolle. Aber auf Basis so einer Grundeinstellung lässt sich einfach eine Dagegen-Kampagne aufziehen. Wer im Falle von E10 daran ein Interesse hat? Na da kann ich mir schon einige vorstellen. Dann schreibt der eine vom anderen ab, vermischt das ganz noch mit ein wenig Experten Mutmaßung und am Ende sind die Fakten mit ziemlich viel Mist bedeckt. Als würden wir alle an einem großen Stammtisch sitzen, am Anfang hat jeder eine Meinung oder eben keine und am Ende sind wir alle besoffen, wollen nur noch kotzen und nachhaus ins Bett