Rentner-Fußball bei Hertha BSC

Ich bin kein sonderlicher Fußballfreund; dies merkt man wohl auch an der geringen Anzahl der Fußballthemen in diesem Blog. Und wenn es um Fußball geht, bin ich zudem kein Lokalpatriot. Dessen Enthusiasmus und Gruppenzwang hat sich mir noch nie erschlossen. Dies ist jedoch ein komplett anderes Fußballkapitel. Hier und heute geht es um die Aktivierung der Rentnerriege bei der Hertha. Otto Rehhagel – gesegnete 74 Jahre alt – hat mit sofortiger Wirkung die Rolle des Trainers beim Berliner Bundeslegisten übernommen. Ich bin daher für den neuen Schlachtruf „Senioren an die Macht„.

Was können 20- bis 25-jährigen Jungs von einem alten Haudegen wie dem Rehhagel lernen, was ihnen kein 50-Jähriger beibringen könnte? Ist die Lage im deutschen Trainerpool dermaßen ausgelutscht, dass man bereits die ganz Alten aktivieren muss? Rehhagel kann den Kickern ja paar Geschichten vom Krieg erzählen, dann spielen sie vielleicht wieder mit etwas mehr Herzblut.
Ich möchte keine Diskriminierung älterer Personen anfeuern. Ich bewundere sogar jeden Senior, welcher im hohen Alter noch aktiv Aufgaben übernehmen möchte. Doch für einen Bundesligaverein braucht es keinen 74-Jährigen. Nur weil er ein erfahrener Trainer ist und vor über 20 Jahren zusammen mit Werder Bremen viele Erfolge feiern konnte, macht dies heute nichts zum besseren Coach. Weisheit und Wissen deckt beim Fußball nur die ersten 45 Minuten ab. Ebenso braucht ein Trainer Elan und Antriebskraft, um seine Mannschaft über die kompletten 90 Minuten motivieren zu können.

Die Situation bei Hertha BSC könnte derzeit besser sein. Man spricht in solchen Fällen auch von „ausbaufähig“. Auf der anderen Seite ist ein Aufstieg aus dem Tabellenkeller (Platz 15 von 18, Stand 22.02.2012) immer leichter als das Halten der Spitzenposition. Mit Außenseitern hat Rehhagel jedoch genügend Erfahrung. So war er neun Jahre für die griechische Nationalmannschaft unter Vertrag. Rehhagel kann Verlierer zu Gewinner machen; doch für dauerhaften Sieg gibt es bessere Kandidaten.
Wenn man jedoch ehrlich ist, würde wahrscheinlich auch Co-Trainer Ante Čović den Verein vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga retten können. Da braucht es keinen Rentner wie den Rehhagel. Aber wie so oft im Fußball: nur das Gesicht und die Bekanntheit zählt.

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Ein Kommentar

  1. Na ja, Otto Rehhagel hat nicht nur „vor über 20 Jahren“, sondern auch noch vor weniger als 20 Jahren mit Werder Bremen Erfolge feiern können, und außerdem

    – vor 15 Jahren Kaiserslauten in die 1. Bundesliga und bis dahin beispiellos sowie seitdem unerreicht sofort nach dem Aufstieg zum Meistertitel geführt,

    – vor 8 Jahren mit der griechischen Nationalmannschaft das erste Mal seit 1980 zur die Qualifikation zur Endrunde der Europameisterschaft geschafft und das Tournier sogleich sensationell gewonnen.

    Dass Du nach eigenem Bekunden keiner Altersdiskriminierung Vorschub leisten möchtest, ist ja schön. Aber was machst Du denn, wenn Du suggerierst, dass ein Rentner wie Herr Rehhagel schlicht seines Alters wegen keine 90 Minuten am Spielfeldrand durchhalten könne und nur wegen Gesicht und Namen eingestellt wurde?

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