Seit dem 6. November 2006 sind neue Beförderungsbedingungenen im Flugverkehr in Kraft. Ist dadurch das Fliegen nun sicherer geworden. Kein bisschen!
Alles wird sicherer und überall wird mehr kontrolliert. Darauf steht der Bundesdurchschnitt. Kontrolliert zu werden finden zwar viele lästig, aber dadurch passiert ja auch weniger in der Luft. Dieses Jahr kommt bei uns zuhause übrigens ein echter Weihnachtsmann und verteilt die Geschenke.
Blättern wir ein bisschen in der Chronik.
Zu Zeiten, als Metalldetektoren noch nicht geboren waren, wie oft gab es damals Anschläge oder Versuche das Flugzeug zu entführen? Weniger als heute?
Als endlich jeder unter diesen offenen Türbogen durchlaufen musste, um sich nach metallenen Gegenständen absuchen zu lassen, gab es darauf hin weniger Entführungen und weniger Schrecken über den Wolken als heute?
Sicher ist (nicht) sicher.
Es ist ein alter Trugschluss, dass mit mehr Kontrollen eine bessere Sicherheit gewährleistet werden kann. Verbrecher und solche die es darauf anlegen, finden immer einen Weg. Dies hat sich auch nach dem 6.11.2006 gezeigt. In Versuchen haben Journalisten schon mehrmals dargelegt, wie sie Waffen, Messer und Ähnliches mit an Board schmuggeln konnten – trotz (verschärfter) Kontrollen. Die Mehrheit der Fluggäste fühlt sich allerdings damit wohler, also wird sich an den Kontrollen auch nichts ändern.
Paranoia am Boden …
Der „Spaß“ beginnt bereits vor der Sicherheitsschleuse. Seit geraumer Zeit wird man nur noch kontrolliert, wenn man eine gültige Bordkarte hat. Ob der flüchtige Blick des BGS-Bediensteten allerdings ausreicht, um Fälschung von Original zu unterscheiden, bleibt eine unbeantwortete Frage. Davon abgesehen möchte mir der Sinn dieser Sichtkontrolle nicht ganz klar werden.
Eine weitere Rätselhaftigkeit belegt die Handhabung von Feuerzeugen: ins Gepäck dürfen die kleinen Dinger nicht, sie müssen sogar ins Handgepäck bzw. „zur Person“. Und wenn so ein Feuerspender während dem Flug in der Hose meines Sitznachbarn explodiert? Wie hoch ist das Schadensrisiko von ca. 10 Gramm Flüssiggas?
Auf zum Sicherheitstor. Alles ablegen, was auch nur annähernd die Metallschranke in piepsende Aufregung versetzen könnte. Pech an dieser Stelle, wer Intimschmuck trägt *lach*. Ebenfalls nicht glücklich werden Reisende mit Stahlkappen in den Schuhen. Selbst ein in der Hosentasche vergessenes Kaugummipapier kann einen BGS-Beamten in helle Aufregung versetzen: „Na, noch nen Schlüssel in der Hose? Oder was anderes?“ „Wüsste nichts, was da fiepen könnte.“
Wer Waffen aus Metall mit an Board schmuggeln möchte, der wäre äußerst dumm. Aber was ist mit Messer aus bruchfestem Kunststoff? Kein Detektor wird darauf anspringen und kein BGS-Beamte wird Verdacht schöpfen.
Seit Anfang November 2006 ist das „Spiel“ Sicherheitskontrolle noch erweitert worden. Es ist nur noch ein halber Liter Flüssigkeiten im Handgepäck erlaubt bzw. alles, was flüssig ist, muss in eine genormte Plastiktüte passen. Wenn das Gefäß 30 cm lang ist aber weniger als 200 ml Inhalt fasst, muss es am Boden bleiben. Es wäre nicht die letzte halbleere Getränkeflasche, welche sich schmerzhaft von ihrem Besitzer trennen muss. Vorschrift ist nun einmal Vorschrift.
So machen wenigstens endlich mal wieder die Saftbars und Duty-Free-Shops einen gesunden Umsatz.
… und wertlose Vorschriften über den Wolken
Los gehts. Auf zur Startbahn. Alles wird gut. Es kommen sehr selten Flugzeuge runter. Fliegen ist immer noch eine der sichersten Fortbewegungsarten.
Am lustigsten finde ich immer noch den Spruch der Flugbegleiterin: „Bitte schalten Sie alle elektronischen Geräte während dem Start und der Landung aus.“ Ja, machen wir. Laptop aus. MP3-Player aus, Palm aus, … aber … da haben wir doch fast etwas vergessen. Was ist mit elektrischen Armbanduhren? Was mit Herzschrittmachern? Wer denkt an die Hörgeräte?
Haben Sie schon einmal versucht, während dem Start Ihren MP3-Player laufen zu lassen? Ich meine diese einfachen Dinger mit einem gewöhnlichen Speicherchip. Eine echte Gefahr diese Musikabspielgeräte. Sie erleben bei Widerwillen nicht nur eine aufgebrachte Stewardess sondern ernten auch noch giftige Blicke ihrer Sitznachbarn. Man fühlt sich in solchen Momenten, als würde man beim Druck auf den Play-Knopf das Flugzeug unmittelbar zum Absturz bringen.
Sie werden nun entgegnen, dass die Flugbegleiterin nur Ihre Pflicht erfüllt und vor Ort auch nicht kontrollieren kann, ob es sich bei dem MP3-Player wirklich nur um ein Musikabspielgerät handelt. Sinnlos! Denn bereits am Boden werden alle Gegenstände geröntgt. Eine Bombe steckt also schon mal nicht in dem kleinen Player. Wozu also der Aufstand? Ach ja, die Bordelektronik könnte gestört werden. An dieser Stelle schließt sich der Kreis und ich komme wieder zu den besagten elektrischen Geräten, welche viele von uns an sich tragen: Uhren, Hörgeräte, etc. Die scheinen offensichtlich keine Gefahr zu sein.
Man merkt schnell, wie sinnfrei und unsinnig die Vorschriften sind. Das Dauerargument bei CD-Playern und CDROM-Laufwerken lasse ich noch gelten. Und Laptops gehören bei Start und Landung ebenfalls ausgeschalten; schon alleine wegen ihrer Größe gehören sie während dieser Zeit ins Gepäckfach.
Fliegen ist die angenehmste Art zu reisen, wenn nicht diese nervigen und teilweisen sinnfreien Sicherheitsbestimmungen wären. Der Großteil der Passagiere fühlt sich damit allerdings wohler. Dann passts ja.
Nicht ganz. Denn Flughäfen und Fluglinien leben von hohen Passagierzahlen. Sollten die Sicherheitsbestimmungen im Flugverkehr noch irrsinniger und obskurer werden, werden auf lange Sicht auch die Fluggastzahlen zurückgehen. Ein Geschäftsreisender spart nur dann wertvolle Zeit, wenn er nicht bereits zwei Stunden vor Abflug sich in die Sicherheitszone begeben muss.
happy security!