„What a shame!“ sagte neulich ein ausländischer Tourist zu mir. Wir hätten zwar den modernsten Flughafen Europas, doch der schimmelt noch viele(!) Jahre ungenutzt vor sich hin. Recht hat der ausländische Tourist. Doch uns kümmert das sonderlich wenig. Wir machen ein paar Witze über die Chaosbaustelle BER und drängen den alten Flughafen Tegel (TXL) weiter an sein Limit. Beim neuen Flughafen spielt man indes solange das Spiel „Reise nach Jerusalem„.
Der Flughafen BER ist schon jetzt eine der größten Steuerverschwendung, die Deutschland je gesehen hat. Zudem steckt ein perfides Täuschungsmanöver aus Vertuschen und Abwiegeln dahinter. Die Architekten machen die Flughafengesellschaft für die Missstände verantwortlich, der Aufsichtsrat schiebt die Schuld weiter an die Bauleitung und die beschwert sich wieder über die Architekten. Leidtragende sind an erster Stelle die Fluggesellschaften, welche lang geplante Flugrouten abändern oder kürzen mussten. An zweiter Stelle stehen die vielen Ladenbesitzer am neuen Flughafen BER, die für ihre Investitionen bisher nur eine leere Abflughalle sehen. An dritter Stelle kommen die vielen versprochenen Arbeitsplätze, welche noch Jahre auf sich warten lassen müssen.
Wer hat’s verbockt? Keiner. Wer sieht sich verantwortlich für den Baupfusch? Natürlich immer einer aus dem anderen Lager. Über all dem schwebt ein Aufsichtsrat, bestehend aus Klaus Wowereit (SPD) und Matthias Platzeck (SPD). Den beiden prominenten Politköpfen wurde bei einer Vertrauensabstimmung in den beiden Landtagen zuletzt erwartungsgemäß das Vertrauen ausgesprochen. Ein Forenteilnehmer im Tagesspiegel kommentierte es folgendermaßen: „Am lustigsten ist ja die CDU, …die Wowereit in Berlin geschlossen das Vertrauen und Platzeck in Brandenburg geschlossen das Misstrauen ausspricht. Und vermutlich gleichzeitig ernst genommen werden will.“
Um den Druck aus der angestauten Lage zu nehmen, trat Klaus Wowereit als Aufsichtsratsvorsitzender zurück. Der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) wurde damit als neuer Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg ernannt. An den Zuständen ändert dies jedoch rein gar nichts. Dass auch Rainer Schwarz als Flughafenmanager gehen musste, war nur eine Frage der Zeit. Denn er hätte als erster die Verzögerungen und Missstände erkennen und mitteilen müssen.
Nun soll es Horst Aman richten. Er ist seit August 2012 als Technik-Chef am BER bestellt und kontrolliert derzeit die Bestandsaufnahme. Hinter den Kulissen hat bereits das große Hauen und Stechen begonnen, wer für welchen Baupfusch verantwortlich ist. Auch gelangten schon diverse Diskrepanzen zwischen Architektenplanung und Bauausführung ans Tageslicht. Offensichtlich gab es nicht nur ein paar maßgebliche Veränderungen der ursprünglichen Planung – und dies mitten in der Bauphase. Um dem Wahnsinn die Krone aufzusetzen, wurde zuletzt verkündet, dass die Moskauer Flughafenplaner den Berlinern helfen könnten.
Das Wichtigste ist völlig zu kurz gekommen. Wann soll denn nun das erste Flugzeug vom neuen Flughafen abheben? Da sind sich alle Beteiligten komplett unsicher. Die einen sprechen von frühestens 2014, andere nennen gar 2016 als Eröffnungstermin. Da kann man allen schon jetzt für die Glanzleistung gratulieren und ein Loblied anstimmen: „Flying high“ von Jem.
You can’t know, oh no you can’t know how much I think about you, no It’s making my head spin.
[…]
And I’m flying so high high off the ground when you’re around.