Wenn Umfragen das falsche aussagen

Vor ein paar Tagen ging es bereits schon einmal um Umfragen. Beim letzten Beitrag ging in der Aussage nach „wenn Umfragen das falsche fragen„. Doch nicht nur die korrekte Fragestellung ist wichtig bei einer Umfrage. Ebenso wichtig, wenn nicht sogar entscheidender, ist der Faktum, was man mit den erfassten Daten macht. Welche Aussage interpretiert man in die Ergebnisse.

trnd bezeichnet sich als selbsternannte Mundpropaganda-Agentur. Bei trnd kann man nicht nur bei Produkttests mitmachen; nein die Agentur bietet von Zeit zu Zeit auch gewöhnliche Umfragen an. Am 17. März fragte das Meinungsforschungsunternehmen nach dem „Recht auf informelle Selbstbestimmung und Datenspeicherung„. Das Ergebnis ist geradezu erschütternd:

Knappe 80 Prozent halten es gut bis sehr gut, wenn öffentliche Plätze überwacht werden. Die Freiheit eines jeden einzelnen scheint wohl weniger wert zu sein als das Recht auf informelle Selbstbestimmung.
Doch an dieser Stelle folgt der Pferdefuß dieser Umfrage. Es wurde nämlich nicht danach gefragt, ob man es korrekt findet, dass die Daten u.U. auf lange Zeit gespeichert oder für andere Zwecke verwendet werden (können). Hier die Ergebnisse im Einzelnen:
automatische Kennzeichenerfassung? ? 45% dafür
Onlinedurchsuchungen? ? 19% dafür
Überwachung öffentlicher Plätze? ? 79% dafür
Speicherung biometrischer Daten? ? 49% dafür

Wieso ist gerade bei der Onlinedurchsuchung eine solch niedrige Zustimmung zu sehen? Liegt es daran, weil dieser Bereich die eigene Privatsphäre betrifft und diese Schnüffelwut den meisten dann doch zu weit geht? Oder liegt es daran, weil die Befragten auf diesem Gebiet noch am ehesten informiert sind?

Die Umfrage hinterlässt einige Lücken. Wieso ist die Akzeptanz bei der Onlinedurchsuchung so niedrig und bei der Überwachung öffentlicher Flächen so groß? Wie groß ist der Einfluss der Berichterstattung? Gibt es Bedenken zu den Datenbergen? Die Umfrage in der jetzigen Form ist nicht nur einseitig sondern auch unseriös.

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Ein Kommentar

  1. Das ist leider oft so. Meist wird auch gleich noch die Frage mit dem erhofften Umfrageergebnis verknüpft, á la „Sie wollen doch auch, daß die Überfälle im Park zurück gehen“. Deshalb sind dann natürlich ALLE FÜR einen Ausbau der Videoüberwachung.
    Der alte Spruch „Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ stimmt leider immer noch.

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