„Wer hat’s erfunden? Die Schweizer!“ Nicht immer sind schweizerische Erfindungen so effektvoll wie das Taschenmesser oder Hustenbonbons mit Kräutern. Eine schweizerische Arbeitsgruppe plant ein unterirdisches Netz für den Güterverkehr. Der vollmundige Name: „Cargo sous terrain„. Die Idee: Autobahnen und Zugstrecken sollen vom zunehmenden Güterverkehr entlastet werden. Dazu plant man ein unterirdisches Verkehrsnetz, quasi eine dritte Ebene, in welchem unbemannte Elektrofahrzeuge von A nach B fahren sollen.
Schweizer Experten prognostizieren bis 2030 eine Zunahme für den Straßenverkehr von 25 Prozent und für den Gütertransport auf der Schiene gar eine Steigerung von über 70 Prozent. Diese Zahlen erscheinen reichlich übertrieben, jedoch sind sie durchaus realistisch, wenn man zurückliegende Steigerungen sich betrachtet. Nicht nur in der Schweiz kämpft man mit einer stetig zunehmenden Mobilität und wachsendem Produktionsaufkommen. Was für das Bruttosozialprodukt von Vorteil ist, ist für die Straßen der schleichende Kollaps.
Ein Expertengremium hält die Idee einer unterirdischen Trassenführung für ökologisch, technisch, geologisch und ökonomisch machbar. Star-Trek Fans fühlen sich dabei an Utopia Planitia erinnert; die erste Mars-Kolonie aus dem 21. Jahrhundert. Für Außenstehende pure Fiktion, für „Trekkies“ jedoch bereits verfilmte Vergangenheit.
Die Idee von unbemannten Fahrzeugen die in unterirdischen Tunneln fahren, klingt verlockend. Unfälle wären so gut wie ausgeschlossen. Menschliches Versagen sogar komplett. Kein Lärm, keine Abgase. Die Umsetzung könnte zwar teuer werden, doch dies ist der Gotthard-Basistunnel mit knapp 10 Milliarden Euro ebenfalls. Verbesserungen in der Lebensqualität und den Umweltbedingungen könnten zudem die einen unterirdischen Güterverkehr sprechen.
Die Schweizer planen für die erste Verbindung einen Tunnel zwischen den beiden Industriegebieten Bern und Zürich. Damit soll etwa 70 Prozent des Schwerverkehrs absorbiert werden können. Die Kalkulation setzt jedoch voraus, dass der Großteil der Güterbewegungen die 120 Kilometer im Tunnelsystem zurück gelegt werden.
Die Idee wird scheitern. Nicht wegen ihrer Genialität sondern wegen purer Marktprinzipien. Heutige Produktionen erfordern ein Just-in-Time System. Durch Minimierung von Lagerbeständen und dem spontanen Abruf von Materialien ist das Rollende Lager zum Synonym für eine ganze Branche geworden. Diese Flexibilität wird solch ein „Cargo sous terrain“ niemals bieten können. Ein Zwischenverladen kostet ungemein viel Zeit und läuft gegen die heute notwendige Flexibilität.