Die Intelligenz von Anrufern bei Call-Shows ist grenzenlos

Call-in-Shows gehören heute ebenso ins Fernsehprogramm wie die halbseidenen Astroberatungen. Zu gewinnen gibt es oft nur „kleine Kohle„; Einsatz 50 Cent, Gewinn meist unter 200 Euro. Dass es bei den vielen Sendungen gar nichts zu gewinnen gibt, erkennen die meisten der Anrufer leider nicht. Eine ganze Sendung sich anzuschauen, steht man nicht durch. Das ständige Bimmeln, Klingeln und Hupen geht einem spätestens nach 5 Minuten auf den Keks. Hinzu kommt oft noch ein/e hektische/r „Moderator/in“, der/die sich wie auf Koks verhält. Man wird im Minutentakt gehetzt daran erinnert, dass die Leitungen 5, 10, 15, 20, 25 und 30 offen geschalten sind. Doch, welch Wunder, es könnten auch alle Leitungen offen geschalten sein. Ins Studio durchkommen würde trotzdem niemand, so lange es die Sendeleitung nicht möchte. Aber Gewinnen ist ganz einfach. Man muss „nur anrufen“. Und die gesuchten Wörter sind noch einfacher als das Durchkommen an sich – laut Aussage des „Moderators“.
Kommen wir zu einem kleinen Spiel so wie bei der gesehenen Sendung. Suchen und nennen Sie Worte, welche mit „Po“ beginnen. „Portugal“, „Pose“ und „Postdienst“ sind noch leicht zu erraten und werden auch als erstes genannt. Doch dann wird es schwer, zumindest wenn es eine Übereinstimmung mit den gesuchten Wörtern geben soll. Solch weitere einfache Wörter wie „Polen“, „Polizei“ oder „Potsdam“ sind leider nicht Bestandteil der Lösungsmenge. Wäre ja auch zu einfach.
Alleine der Duden führt über 1400 passende „Po…“-Wörter; beliebte Kreuzkombinationen wie „Polizeihund“ noch gar nicht mitgezählt. Unter dieser Voraussetzung wäre die Liste aller möglichen Worte allerdings eher grenzenlos.

Nun? Sie versagen? Ihnen fallen keine komplizierten Worte ein, welche mit „Po“ beginnen? Ich helfe Ihnen gern weiter:

  • Polizeidienststelle
  • Porzelankrone
  • Portionsteller
  • Posthörnchen
  • Pollux
  • Pomolegenkurs [Pomologie: Obst(bau)kunde]
  • Pokerfilzmatte
  • Posaunenquartett
  • Pokerchips
  • Porenstruktur
  • Polotreffen

Screener einer Call-in-Show

Ich gebe offen zu: keines der gesuchten Wörter verwende ich mehr als ein einziges Mal im Jahr – manche höre ich sogar zum ersten Mal; außer man ist Freund des Obstanbaus. Die dumme Schar der Anrufer klingelt trotzdem im Sekundentakt zum Sender durch; jedes Mal 50 Cent. Wer das Glück hat und durchgestellt wird, nennt dann – ohne große Überraschung – die einfacheren Dinge wie „Portmonee“ oder „Porsche“. Schade ums verspielte Geld.
Eine Erkenntnis macht mich allerdings bei dem Spiel sehr nachdenklich. Dass die Anrufer nicht auf die passende Lösung kommen wiegt weniger schlimm. Vielmehr lässt es einen zweifeln, wieso von den Anrufern keiner so viel Intelligenz beweist, zu erkennen, dass man bei solchen Sendungen nur über den Tisch gezogen wird.

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