4U9525: Zum „Glück“ war es Selbstmord

Es ist das bestmögliche Ergebnis für alle. Mit dem Motiv des Suizids ist im Prinzip allen geholfen. Da es keine Überlebende beim Absturz des Germanwings Flugs 4U9525 vom 23.03.2015 gibt, müssen „nur“ die Hinterbliebenen mit dieser Katastrophe klar kommen.

Für Airbus hätte ein technischer Defekt einen Milliardenverlust bedeutet. Hunderte Maschinen des Typs A320 hätten weltweit überprüft und eventuell modifiziert werden müssen. Der Imageverlust wäre zudem massiv gewesen.  Genau beziffern lässt er sich nicht, aber negative Auswirkungen auf den gesamten Airbus-Group-Konzern wären jahrelang spürbar gewesen.

Auch für Lufthansa und deren Tochtergesellschaft Germanwings wäre technisches Versagen oder ein Terrorattentat eine denkbar ungünstige Situation gewesen. Viele Fragen hätte die Fluggesellschaft beantworten müssen und nach Lösungen suchen müssen, um zukünftige Abstürze in dieser Form zu vermeiden. Selbst in der jetzigen Situation steht Lufthansa massiv in der Kritik, da alle Kontrollinstanzen die Selbstmordabsichten des Co-Piloten Andreas L. nicht erkannt haben.

Kann man eine Selbsttötung Im Voraus erkennen? Muss ein Arzt einen Piloten mit psychischen Problemen dem Arbeitgeber melden? Wie viel müssen und können Arbeitskollegen voneinander wissen und ihrem Arbeitgeber melden? Sollte man diesen Unfall als tragischen Einzellfall betrachten? Oder sollte man hingegen die Regeln im Flugverkehr verschärfen?

Der Autor Peter-Philipp Schmitt kommentiert in der FAZ-Online vom 04.04.2015 die Lage mit den Worten „Trügerische Sicherheit„:

Der psychische Zustand von Andreas Lubitz wurde wie bei allen Piloten der Lufthansa seit der Ausbildung nicht mehr genauer geprüft. Die Fluggesellschaft verlässt darauf, dass auffälliges Verhalten gemeldet wird. Das reicht offensichtlich nicht aus.

Wegen erfolgreichem Suizid habe ich bis zum heutigen Tage bereits zwei Menschen aus meinem Bekanntenkreis verloren. In beiden Fällen war im Voraus kein abnormales Verhalten zu beobachten. Ich weiß nicht, ob sich meine Bekannten in psychiatrischer Behandlung befunden haben. Ich glaube nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich in Deutschland mindestens und permanent 10.000 Menschen wegen Suizidgedanken in Behandlung befinden.

In den allermeisten Fällen entsteht die Entscheidung zum Suizid spontan und unkontrolliert. Daher ist das Wort „Freitod“ auch völlig unangebracht, denn der Tod wird in diesem Fall nicht frei gewählt. Der Patient ist quasi fremdgesteuert von einem Art Blackout im Kopf. Die im Kommentar beschriebene „trügerische Sicherheit“ geht von der Annahme aus, dass man die Handlung voraus ahnen könnte. Doch leider gibt es für eine Selbsttötung keine relevanten Signale und deshalb macht es diese Handlung so unberechenbar.

Selbstmörder hinterlassen bei den Hinterbliebenen in der Regel ein großes Schockgefühl. Die meist genannte Frage nach dem Verlust lautet: Was hat ihn/sie dazu bewegt? Hobbypsychologen versuchen sich nach einer Tat in der Deutung von „komischen“ Signalen. Doch im Nachhinein ist es immer einfach, eine Gefährdung in die Umstände hinein zu interpretieren.

Jedes Jahr entscheiden sich circa 10.000 für die Selbsttötung. Dass dabei auch mal ein Pilot während der Ausübung seiner Tätigkeit mit dabei sein wird, ist nüchtern betrachtet nur eine Bestätigung der Statistik. Kann man den behandelnden Ärzten einen Vorwurf machen, dass sie die psychischen Probleme nicht korrekt gedeutet haben? Wohl kaum. Andernfalls ließen sich jedes Jahr Tausende Suizide vermeiden.

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