Es gibt alle Arten von Urlauber. Die einen rüsten im Frühjahr ihrem Camper auf und fahren auf ihren angestammten Campingplatz. Andere buchen lieber eine Fahrt auf einem Kreuzfahrtschiff und schippern über irgend ein Weltmeer. Und wieder andere steigen in den Flieger und jetten zum gewohnten Strand, um bei All-Inclusive es sich gut gehen zu lassen.
Doch was bleibt nach den wenigen Tagen Urlaub übrig? Wir haben paar Schnappschüsse gemacht; im schlechtesten Fall mit der Handy-Kamera wo sie nach paar Jahren von alleine verloren gehen. Wir kaufen Klamotten, Souvenirs oder sonst irgend einen nutzlosen Tinnef, der danach ein verstaubtes Restleben zwischen Bücherregalen fristet. Und viele sind durch die Reise derart gestresst, dass sich danach eigentlich nochmals Urlaub bräuchten.
Wir erwarten das Außergewöhnliche, das Exklusive und landen dennoch gern beim Altbewährten. Viele Deutsche suchen im Ausland nach deutschen Gerichten. Oder man erwartet im fremden Land den selben Komfort wie im westeuropäischen Deutschland. Und für ziemlich viele ist mittlerweile entscheidend für das Reiseziel, wie gut der Internetempfang vor Ort ist.
Vielleicht erinnere ich mich so gern an die Urlaube als Kind, weil man als kleiner Knirps alles intensiver empfindet. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass damals ein Urlaub in einem fremden Land noch ein größeres Abenteuer war. Es gab kein klimatisiertes Auto, die Welt hinter West-Europa war fremd und man fuhr auch ein bisschen blauäugig los nach dem Motto „wir schauen mal“.
1980 waren wir für paar Wochen in Ungarn am Plattensee. Die Fahrt dorthin dauerte eine kleine Ewigkeit, es war heiß und die Einreise nach Ungarn war damals noch reichlich aufwendig. Wir saßen im roten Opel, die Fenster weit offen, so dass der warme Fahrtwind durch das Auto wehen konnte. Alle Gerüche auf dem Weg über Österreich und Ungarn drängten in die Nase; inklusive Benzinabgase. Auch an das Prozedere an der ungarischen Grenze kann ich mich noch sehr gut erinnern, weil außer rumstehen und warten gab es keine Ablenkung. Das Handy war noch nicht geboren.
Am Plattensee angekommen wohnten wir in einem Bungalow mit Terrasse zum Wasser. Tagsüber die Hitze, nachts die Mücken. Irgendwann bin auch mal selber los gezogen, um eigenmächtig Palatschinken zu kaufen. Jugendlicher Rock’n’Roll im Ostblock. Auch sonst wurde das Thema Sicherheit nicht so eng genommen wie heute. Und wenn einem vom gegrillten Fisch es paar Stunden übel wurde, hat man das Lokal ganz einfach gemieden. Bewertung fertig.
Seltsamerweise kann ich mich (sehr) gut an all jene Urlaube und Reisen erinnern, die fernab des üblichen Luxus verlaufen sind. Ich weiß noch genau, wo es heiß war und ich geschwitzt habe. Genauso kann ich mich noch an all die kulinarischen Experimente erinnern, die ich in fremden Ländern probiert habe. Und wenn man seine westlichen Sicherheitsbedenken überwinden muss, bleiben genau jene Erinnerungen dauerhaft gespeichert. All diese Erinnerungen im Kopf sind es mir wert, im Urlaub auf das Übliche zu verzichten und Neues zu entdecken.
Vielen Dank für diesen gut formulierten und hilfreichen Artikel, der mir sehr bei der Recherche geholfen hat. Ich finde es sehr Schade das du nicht mehr Aktiv an deinen Blog arbeitest, da mir dein Schreibstil sehr gefällt.
Liebe Grüße aus Hannover
W. Wengenroth