Es steht ein europaweiter Ärger mit den TV- Lizenzen ins Haus. Die Grundverschlüsselung aller TV-Angebote wird kommen. So viel ist sicher. Grund ist ein Schreit mit der EU-Medienkommission. Eine britische Wirtin wollte statt dem landeseigenen TV-Programm der BSkyB das kostengünstigere Modell einer griechischen TV-Anstalt nutzen, um in ihrem Lokal die Spiele der englischen Premiere League zeigen zu können. Nun klagt die englische Premiere League vor dem europäischen Gerichtshof auf Durchsetzung der nationalen TV-Lizenz.
Die Entscheidung vor Gericht steht noch aus. Aber schon jetzt ist abzusehen, dass die Richter auf eine Grundverschlüsselung drängen. Und dies nur um den Inhabern der Programm- und Sportlizenzen zum ihren nötigen Recht zu verhelfen. Dies könnte eine Revolution im europäischen Fernsehmarkt bedeuten, allerdings eine für den Verbraucher bzw. Fernsehzuschauer nachteilige Entwicklung. Die TV-Anstalten in ganz Europa wären angehalten, ihr Programm zu verschlüsseln. Nur auf diese Art könnte sicher gestellt werden, dass ein Spanier nicht frei und umsonst das Programm der englischen BBC empfangen könnte.
Die Rechteinhaber hätten endlich jenes Machtinstrument in der Hand, welches bereits bei DRM-verschlüsselten MP3-Dateien oder mit Kopierschutz versehenen Audio-CDs versagt hat. Die großen Rechteverwalter kommen nicht von dem Wunsch ab, nur mit der totalen Kontrolle über ihre Inhalte die Millionen auf dem Firmenkonto verdoppeln zu können. Die Chefin von RTL, Anke Schäferkordt, wittert bereits Morgenluft. Denn mit einer Entscheidung aus Brüssel wäre der Weg zur Grundverschlüsselung von ganz oben legitimiert. Für RTL und andere Medienkonzerne würden sich damit völlig neue Möglichkeiten in der Lizenzierung von Medienrechten ergeben.
Es klingt zunächst wie eine hohle Drohung, doch die endgültige Macht liegt beim Zuschauer. Wenn der TV-Konsument nicht bereit ist, für Unterschichten-Sendungen und öde Werbeunterbrechungen einen Obolus zu bezahlen, bleibt die Flimmerkiste dank verschlüsseltem TV-Bild einfach aus. Dann liegt die Einschaltquote eben fern ab jeglicher Wirtschaftlichkeit der Sender. Ob sich dies am Ende für die Medieninhaber und die TV-Sender rechnet? Man sollte solche Rechnungen nie ohne den Gast machen.