Wie krank ist denn bitte unsere Welt? Zum Glück bin ich heute kein kleines Kind mehr. Ich müsste wahrscheinlich Landflucht ergreifen. Leider verkommen die jungen Sprösslinge bereits in frühen Jahren zu reinen Computer-Junkies. Kreativität und abstraktes Denken werden dank PC-Spiele und Elektronikspielzeug erst gar nicht gefördert. Was keine Batterie braucht, kann kein interessantes Spielzeug sein.
TOYS’R’Us ist die Brutstätte des jüngsten Medienkonsums und ist das Warenlager der Generation von Eltern, welche nur noch Plastikspielzeug mit Batteriefach ihren Kleinen kaufen. Mich hat es ja ehrlich gesagt zu tiefst erschüttert, als ich kürzlich mal in eines dieser Spielzeug-Lager fahren musste. Plüschtiere sind fast Mangelware. Normales LEGO gibt es auch nicht mehr. Der Laden wird regiert von Barbies, Heeman, Pokemon, Laptops und PC-Spielen. Gruselig. Arme Kinder dachte ich mir da nur.
Den Knüller schießt allerdings die Website von TOYS’R’US ab. Ich habe mir dort mal Geschenkideen für Kinder von drei bis sechs Jahren ausgeben lassen. Von den ersten 12 Geschenken sind nur vier Artikel nicht aus dem Bereich Multimedia.
- PlayStation Portable
- Nintendo Wii
- PlayStation 3
- Xbox 360
- Nintendo DS Lite
- und jede Menge Spiele für die PS2, PS3, NDS oder PSP
Sind das wirklich die feuchten Träume eines vierjährigen Jungen? Kaufen sich Eltern für ihre fünfjährige Tochter wirklich ernsthaft dieses Elektronikzeugs? Vor allem: was sind das für Eltern? Generation Handy-TV?
Wenn dem Dreijährigen die Dauerberieselung vor dem Fernsehgerät zu langweilig wird, bekommt er eben eine Playstation mit den passenden Videospielen. Täglich zwei Stunden an dem Ding gezockt, dann wird das Kind gewiss ruhig schlafen. Und was gelernt hat es dabei auch noch: welche Knöpfe man zum richtigen Zeitpunkt drücken muss. Das wird sich sicherlich in der späteren Entwicklung auch bezahlt machen; spätestens beim Fahrkartenkauf am Automaten.
Ich falle endgültig vom Glauben ab. Früher dachte ich immer, die Kids lernen nichts in der Schule und können deswegen weder halbwegs vernünftiges Deutsch sprechen noch fehlerfrei bis 100 zählen. Aber nach diesem Erlebnis wundere ich mich gar nicht mehr.
Ausprägung der Kommunikation? Ja, per Tasten mit dem elektronischen Gegenüber.
Förderung der Kreativität? Ja, beim Überbrücken von Kopiersperren.
An dieser Stelle empfehle ich den Vortrag „Vorsicht Bildschirm“ von Manfred Spitzer. Hier ein Ausschnitt aus seinem Vortrag „Wie lernt das Gehirn?“ (mp3) aus dem Jahr 2005.