RTL sucht heute Abend mal wieder das Supertalent. Eigentlich sollte man eher von einer weiteren Ausgabe von Deutschland sucht den Superstar sprechen. Denn jedes zweite Talent ist Sänger bzw. Sängerin. Man fühlt sich als Zuschauer beim Supertalent latent an eine drittklassige Folge von DSDS erinnert. Müssen oder können alle Talente denn nur singen? Wie langweilig. Oder hat man bei RTL Bedenken, dass sonst nur die Hälfte der Zuschauer einschalten wird?
„Wenn ich mich noch länger drehe, spucke ich Dir auf die Schulter.“ Der Abend wird geleitet von den zwei Charmebolzen Daniel Hartwich und Marco Schreyl. Zwei Profis, wie sie nicht stümperhafter sein könnten. Wer schreibt eigentlich die Gags von Daniel Hartwich? Ich hoffe mal, dass er nicht selber auf den ganzen Stuss gekommen ist und am Montag irgend ein Gagschreiber dafür den Kopf gewaschen bekommt. Marco Schreyl bringt es passend auf den Punkt: „Schöner Abend, obwohl du dabei warst.“
Die Stars an diesem Abend sind allerdings die verborgenen Supertalente aus ganz Deutschland. Und Kinder sind sowieso immer die ganz großen Stars. Nur, ist es unbedingt nötig, 10-jährige Kinder in den ganzen Showzirkus mit hinein zu ziehen? Wach bleiben bis nachts um 2 Uhr ist für die kleinen Zwerge doch wie Ectasy in der Blutbahn. Und natürlich spielt der Super-Geiger Felix für sein Leben gern Geige. Nur, wie oft er von seinen Eltern in den letzten Jahren zum Unterricht gezwungen wurde, wird leider nicht erwähnt.
Doch eine Tatsache ist mittlerweile so abgelutscht und verbraucht, dass es kaum noch beim Publikum wirken kann. Die Verlierer unserer Republik versammeln sich immer wieder gern in solchen Sendungen. Der Gebäudereiniger mit Migrationshintergrund ebenso wie der Hartz-4-Empfänger Michael Hirte der mal im Koma lag, halb blind ist und ein kaputtes Bein hat. Weiter unten kann man nicht mehr sein. Und mehr Emotionen kann ein Supertalent kaum mehr auslösen. Alles nach RTL’s Geschmack und Planung?
Michael Hirte wurde 2008 vom Publikum zum Supertalent gewählt. Welch Überraschung. Dieter Bohlen hatte nur einen einzigen Favoriten. In vielen RTL-Sendungen gab es auch nur ein Super-Thema: den Mundharmonika-Spieler aus Brandenburg. Und als er seinen letzten Auftritt hatte, sprühte es bereits vor der Verkündung des Ergebnisses den pyrotechnischen Feuerregen. Wollte man bei RTL damit die Entscheidung voraus nehmen oder gar das Publikum suggestiv beeinflussen? Ach nein, Michael Hirte war und ist ein Verlierer der Nation. Das erweicht das Herz der Zuschauer. So trashig und schmierig lieben sie es. Oder ist es gar zu tief gestapelt von RTL?
Der Dieter freute sich schon vor dem Ende der Sendung über seinen Mundharmonika-Spieler. Man konnte in seinen glänzenden Augen bereits die Euro-Scheinchen funkeln sehen: der Michael wird in seinem brandenburgischen Dorf gefeiert, der Dieter nimmt mit ihm zusammen eine CD auf und beide machen Kasse. Der Dieter verdient an diesem Deal wahrscheinlich etwas mehr als der Michael, aber der bekam vorher ja auch nur Hartz-4 und wohnt nicht wie der Dieter in einer großen Villa.
Schön vorhersehbar war es mal wieder. Ich frage mich da nur, wann es bei RTL irgendwann mal jemanden auffallen wird.