Zwei Nachrichten wie sie nicht besser zusammen passen könnten:
NBC kürzt seine Primetime und zum Start der Neunten Big-Brother-Staffel schauten so wenige Zuschauer wie selten.
Es ist nicht so, dass das komplette kommerzielle Fernsehen sich in einer Sinnkrise befinden würde. Doch es mehren sich die Meldungen, dass auf dem werbefinanzierten TV-Markt demnächst radikale Umbaumaßnahmen bevorstehen. In Deutschland hat es zuerst den Sender Sat.1 getroffen. Die ProSiebenSat.1-Media-AG hat wegen der schlechten Finanzlage beschlossen, den Berliner Sender Sat.1 komplett nach München zu verlagern. Aber auch bei ProSieben lief es schon mal besser.
Ein ganz anderes Problem haben derzeit die Kölner Betreiber des Senders RTL-2. Vor wenigen Tagen startete der neunte Aufguss von Big-Brother mit dem Untertitel „Himmel gegen Hölle“. Als Himmel gegen Hölle könnte man jedoch eher den Kampf von Sender gegen seine Zuschauer sehen. Auch mit der neunten Ausgabe wägte man sich bereits während der Planung im Quotenhimmel. Doch der Zuschauer macht die Produktion derzeit zur Hölle. Schon die Auftaktsendung schauten nur magere 8 Prozent. Waren es zu den ersten Big-Brother-Staffeln noch bis zu 20 Prozent, sank die Rate auf zuletzt 14 Prozent Zuschauer in der werberelevanten Zielgruppe der 14-49 Jährigen.
Bei RTL-2 übt man sich in gängiger Langweiligkeit. Auch die neue Big-Brother-Staffel überrascht nicht mit Konfrontationen der unterschiedlichen Einwohner. Und selbst das angeblich reiche Leben der „Himmel-Bewohner“ bietet keine Spannungen gegenüber der armen „Höllen-Bewohner“. Dazu gesellen sich noch so sinnfreie Denglisch-Begriffe wie „Team-Project“ (in den Sendungen englisch ausgesprochen!) oder „Team-Match“.
Wer etwas durch das BB-Forum streift, findet etliche Beiträge über die Qualität und den Anspruch von BB-9. Für ein eventuelles BigBrother-X wird schon vielfach ein ganz neues Konzept gefordert und auch an der derzeitigen Staffel lassen die Schreiber kein gutes Haar. Zu oft ist von Langeweile zu lesen. Eigentlich möchte man RTL-2 nur dazu raten, BigBrother nach dieser Staffel endlich zu begraben, denn spannender kann diese Sendung nicht mehr werden. Der anfängliche Hype und die Hysterie über dieses Format sind schon lange verpufft.
In den USA zeichnet sich derzeit ein ganz anderes Problem ab. Auf NBC lief werktags bis zuletzt um 23:35 Uhr die traditionsreiche „Tonight Show“ mit Joe Leno. Doch auch in den USA kämpft man mit einer rückläufigen Zuschauerquote. Daher hat man sich bei NBC dazu entschlossen, die „Tonight Show“ auf 22 Uhr nach vorne zu ziehen. Konsequenz dieser Hanlung: die werbestarke Primtime wird dadurch um 1,5 Stunden verkürzt und reicht danach nur noch von 20 bis 22 Uhr.
Die Primetime ist in den USA gewöhnlich mit Serien und Reality-TV gefüllt. Eine durchschnittliche Serienstunde kostet die US-Networks im Schnitt 3 Millionen Dolllor. Dies muss in erster Linie durch den Verkauf von Werbung finanziert werden. Eine „Tonight Show“ mit Joe Leno kostet hingegen nur ca. 400.000 US-Dollar. Dies sind nicht nur andere finanzielle Dimensionen. Auch zeigt dies ein eher düsteres Bild für die Werbevermarktung für die TV-Sender. Wenn nun bei NBC die „Tonight Show“ nach vorne gezogen wird, stehen pro Woche fünf Stunden weniger Primetime-Werbeplatz zur Verfügung.
Fernsehen für die Massen zu machen wird in Zukunft eine ganze Runde schwieriger werden. Der Zuschauer wandelt sich langsam aber sicher zum verwöhnten Qualitätskonsument. Der übliche Durschnittsmüll kommt beim Zuschauer immer weniger gut an. Unterhalten zu werden ist eben doch etwas mehr als nur sinnfreies Geblödel zu senden oder TV-Formate zu produzieren, welche „ganz nah am Konsumenten“ sind.