Nun ist es endlich raus: Steve Jobs hat Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er hat sich einer Hormontherapie unterzogen. Und nach langen Spekulationen ist somit nun auch klar, wieso der gute Mann in letzter Zeit so abgehungert aussah.
Nur, wer ist Steve Jobs, dass ohne ihn der ganze Apple-Laden nicht mehr funktionieren würde? Der Aktienkurs sank in den letzten Monaten ahand der Spekulationen um seinen Gesundheitszustand in astronomische Tiefen. Nur alleine wegen seiner Gesundheit! Apple hat über 20.000 Mitarbeiter. Würden die alle ohne den großen Visionär morgen nicht mehr wissen, was sie arbeiten sollen?
Es gibt innerbetrieblich wohl etliche Produktmanager, welche schon seit Jahren dem Weg von Steve Jobs folgen. Ohne den Ober-Manager würden die Arbeiten an MacOS X, an den diversen Apple-Produkten, iTunes und auch an neuen Ideen ungehindert weiter gehen. Doch die Apple-Gemeinde sehnt sich so stark nach dem „Ober-Guru“ Jobs, dass die meisten sich es – ohne ihn – wohl nicht vorstellen können. Steve Jobs verkörpert in einzigen Person das Produkt bzw. die Marke Apple.
Diese Personenabhängigkeit ist extrem selten. An dieser Stelle darf deshalb auch spekuliert werden, ob damit ein Personenkult oder gar eine Art „Religionszugehörigkeit“ zelebriert wird. Steve Jobs ist gleich Apple. Apple ist gleich Jobs. Ohne Jobs ist Apple nicht gleich Apple. Bei Sekten ist diese Abhängigkeit von einem Anführer nicht anders. Die Gemeinschaft lebt und stirbt mit dem Oberhaupt. Doch selbst große Religionen haben sich nach dem Ausscheiden wichtiger Anführer überlebt. In großen Firmen ist dies nicht anders. Wieso sollte also Apple eine Außnahem bilden? Oder hat die Apple-Gemeinde Angst, die zahlreichen Innovationen könnten nach dem Ausscheiden von Jobs ein jähes Ende finden?
Irgendwann wird auch für Steve Jobs die Zeit kommen, sich aus dem operativen Apple-Geschäft zu verabschieden. Mit seinen fast 54 Jahren hätte er dazu zwar noch viel Zeit. Doch die meisten glauben wohl nicht ernsthaft daran, dass er auch mit 70 Jahren noch die Geschäfte und Ideen von Apple lenken wird. Hinter Steve Jobs werden schon die nächsten Manager darauf lauern, endlich das Ruder bei Apple in die Hand zu nehmen. Und keiner von denen wird sich trauen, das Ziel von Apple derart massiv zu ändern. Apple hat eine klare Leitkultur. Daran ändert sich vorerst nichts, ob nun ein Steve Jobs an seinem Schreibtisch sitzt oder nicht. Und als Manager eines solch großen Konzerns bleibt dem CEO eh nicht viel Zeit, sich mit Kleinigkeiten zu beschäftigen. Da werden eh nur Entscheidungen von großer Tragweite gefällt. Jobs mag zwar zugute kommen, dass er in der Branche viele Freunde (und auch Feinde) hat, doch diese Lücke werden auch schnell seine Nachfolger füllen können.
Ich wünsche Steve Jobs eine schnelle Genesung. Der Apple-Gemeinde und auch den Apple-Investoren und Spekulanten wünsche ich indes ebenso schnelle Genesung. Auch ohne einen Steve Jobs wird Apple immer noch die selbe Marke sein. Windows ist auch schon lange nicht mehr nur Bill Gates. Und Linux ist auch nicht nur Linus Torvald.