Dem Deutschen sein liebstes Spielzeug ist das Auto. Dafür gibt er nicht nur bereitwillig mehr Geld aus als seine europäischen Nachbarn. Für das Auto wird man auch Mitglied im größten Verein Deutschlands: im Allgemeinen Deutschen Automobil-Club e. V., kurz ADAC. Viele der 18,6 Millionen Mitglieder zahlen jährlich bereitwillig ihren Mitgliedsbeitrag, um im Notfall die Hilfe der Gelben Engel anfordern zu können. Außer für die Straßenwacht interessieren sich die Mitglieder wenig um das restliche Angebot des Vereins.
Der ADAC bietet Fahrsicherheitstrainings an, leistet einen entscheidenden Beitrag bei der Luftrettung mit Rettungshubschraubern und verbreitet monatlich die Mitgliederzeitung „ADAC Motorwelt„. Die Druckauflage beträgt über 13 Millionen Stück, doch ernsthaft gelesen wird sie wohl von weitaus weniger Abonnenten. Denn bei der Wahl zum Autopreis „Gelber Engel“ haben jährlich viel weniger Clubmitglieder abgestimmt, als vom Magazin behauptet. Beim Auto des Jahres 2014 entfielen auf das Siegerauto VW Golf mehr als 34.000 Stimmen. In Wahrheit waren es jedoch nur circa 3.400 Stimmen. Die Manipulation hatte wohl System, wie diverse Medien schnell heraus gefunden hatten.
Schnell war auch das nötige Bauernopfer gefunden: Michael Ramstetter, Kommunikationsdirektor des ADAC und Chefredakteur der Mitgliederzeitung. Doch die Strukturen des ADAC und die unternehmerischen Verflechtungen des Vereins machen eine ernsthafte Läuterung unglaubwürdig. Versicherungsangebote, Autovermietung, Reisen, Training, und vieles mehr. Der ADAC und die deutsche Autoindustrie bilden eine Symbiose. Der eine kann nicht ohne den anderen. Schön, wenn man sich dabei gegenseitig stützen kann.
Jetzt soll das große Aufräumen beginnen, betont der ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair. Man mag es ihm glauben. Doch außer auf ein paar Lippenbekenntnissen werden sich die Änderungen im Sande verlaufen. Aus den Medien, aus der Schusslinie. Und ganz salopp gesprochen: den Mitgliedern ist die Verarschung reichlich egal. Die wollen ihren Gelben Engel anrufen können, wenn der Motor streikt. Selbst wenn es sich um den gefakten Gewinner vom Auto des Jahres handelt.