Vom 3. bis 8. September hat in Berlin die diesjährige Internationale Funkausstellung – kurz IFA – ihre Pforten geöffnet. Die Aussteller sprechen von hervorragenden Aufträgen in Milliardenhöhe und die Besucher strömen in Scharen. Alles perfekt. Wenn da nur nicht dieses 3D überall auftauchen würde. Man bekommt das Gefühl, die ganze Funkausstellung hat kein anderes Thema als 3D. Die dritte Dimensionen lebt. Bei den ganzen Produktvorstellung rings um 3D kann einem richtig schwindelig werden. Da ist es dann eher hinderlich, dass die dritte Dimension überhaupt existiert.
3D-Fernseher, 3D-Projektoren, 3D-Brillen, 3D-Soundanlagen .. alle Produkte gibt es dieses Jahr mit dem 3D-Aufkleber. Das Fernsehen bzw. das Heimkino möchte jenes sein, was wir jeden Tag um uns herum haben: drei Dimensionen, in denen wir uns frei bewegen.
Über Flachbild-Geräte spricht schon gar keiner mehr. Denn etwas anderes wird schon lange nicht mehr hergestellt. Über HDTV – hochauflösende Bilder – spricht auch schon keiner mehr. Denn offensichtlich ist das Format etabliert und beim Konsumenten angekommen. Doch ist es das wirklich? Es gibt eine handverlesene Zahl von HD-TV-Sendern, welche wirklich ein natives HD-Signal ausstrahlen. Alles andere ist die selbe Grütze wie vor 20 Jahren nur in eine größere Auflösung aufgeblasen. Aber es darf sich dann zumindest HD nennen.
Doch all diese Themen sind so was von vorgestern. Die Industrie benötigt neue Impulse. Das Bild und der Ton lassen sich nicht mehr groß optimieren, also muss die räumliche Dimension ins Wohnzimmer. Dumm nur, dass die Inhalte dafür fast gänzlich fehlen. Wer wird also bereit sein, viel Geld in eine 3D-Ausstattung zu investieren, wenn man dann nur auf eine handvoll Filme zurückgreifen kann? Da kommt der Sport bzw. der Fußball wie gerufen. Sky hat angekündigt, demnächst die Bundesliga bzw. in einem ersten Schritt alle großen Spiele in 3D übertragen zu wollen. Demnächst fliegt also der Ball – rein virtuell – durchs heimische Wohnzimmer. Wer will bei HD-Qualität, 3D und Dolby-Sound noch ins Stadion gehen? Zuhause auf dem Sofa ist es gemütlicher und wetterunabhängiger. Und „preiswerter“ 😉
Doch entspricht der 3D-Kram wirklich den Wünschen und vor allem den Ritualen des gewöhnlichen Couch-Potatos? Füße hoch legen, Fernbedienung in die Hand und dann geht es ab durchs TV-Programm. Oder gerne auch mal eine DVD in den Player geschoben und mit der Freundin oder dem Freund einen kuscheligen Heimkinoabend erleben. Dazu noch ein paar alkoholische Getränke und etwas zu Knabbern. Doch wie macht man dies mit 3D-Brille auf dem Kopf? „Ach Schatz, bitte jetzt nicht kuscheln. Sonst verrutscht wieder die Brille.“ Und lässt sich so ein 3D-Film auch noch mit leicht gesenktem Haupt (auf dem Kissen liegend) anschauen? Sich vor die Glotze zu setzen, verkommt zur technischen Übung. Es fehlt noch der Duftspender und eine Strippe fürs Handgelenk, damit bei Explosionen ein paar Millivolt für das richtige Kribbeln sorgen.
Und außerdem fehlt bei dem ganzen 3D-Gedöns noch ein mehrdimensionaler Couchtisch, drauf ein paar 3D-Erdnüsse, einem wirklich 3d-kühlen Bierchen und einer in lebhaftem 3D projizierten Dame des horizontalen Gewerbes, die einem mal für 3D-(Mark) so richtig das Gestänge in die dritte Dimension befördert. Stop, ich bin schon auf dem 3D-Trip der Zukunft.
Was passiert eigentlich, wenn der Bildschirm dunkel bleibt? Dann ist von dem ganzen Budenzauber nichts mehr übrig und man ist wieder zurück in seiner öden 2D-Welt. Doch Moment .. die reale Welt kennt 3 Dimensionen. Und der Kram aus dem Flimmerkasten eigentlich nur 2 Dimensionen; auch wenn die dritte künstlich dazu gezaubert wird. Dieser 3D-Hype ist eben doch nur eine aufgeblasene Verkaufsshow für die Unterhaltungsindustrie. Nur das reale Leben ist und bleibt spannender und lebhafter. Da ändert auch die diesjährige IFA nichts.