Berliner Koalition möchte Alkverbot für Jugendliche

Der Berliner Tagesspiegel vermeldete gestern, dass die Berliner Koalitionspartner den Jugendschutz verschärfen wollen und erwägen, den Alkoholverkauf an Jugendliche generell zu verbieten. Die Probleme dieser Stadt werden wohl zukünftig über die Nulltoleranzstrategie gelöst. Bleibt nur die spannende Frage, wie man dieses Verbot flächendeckend kontrollieren möchte und ob ein Alkoholverbot den Alkoholkonsum effektiv vermindert. Jugendliche mit 16 Jahren können bereits Bier, Sekt und Wein kaufen – Spirituosen und Alkopops hingegen erst ab 18 Jahren.

Unter der zukünftigen Berliner Koalition sollen zusätzlich 250 Polizisten eingestellt werden. Damit soll vordergründig die Sicherheit in der U-Bahn und auf den Stationen verbessert werden. Auch soll der „Unterbringungsgewahrsam“ eingeführt werden. Dabei soll der Arrest für Jugendliche zur Verhinderung von Straftaten von zwei auf vier Tage verlängert werden können. Können mehr Polizisten, strengerer Gewahrsam und ein generelles Verkaufsverbot den Alkoholkonsum unter der Jugendlichen vermindern? Junge Menschen halten sich nicht gern an Gesetze, da es reizvoller ist, Regeln zu brechen als sich daran zu halten. Wenn man sich die kollektiven Besäufnisse näher betrachtet, liegt ein großer Reiz darin, Alkohol bis zum Koma zu konsumieren.
Marihuana war und ist bereits eine verbotene Droge, dennoch ist der Rausch beliebt unter den Jugendlichen. Auch das Rauchen von Zigaretten war über Jahrzehnte eine beliebte Droge und selbst 12-Jährige greifen bereits zur Kippe. Der Jugendschutz beschreibt seit 2007 ein komplettes Rauchverbot für Jugendliche unter 18 Jahren. Und was hat es gebracht? In der Tat rauchen Jugendliche heute weniger als damals. Einen zusätzlichen Rückgang gab es über die Jahre, weil Zigaretten immer teurer wurden. Im Jahr 2002 kostete eine Schachtel noch günstige 3 Euro, heute kosten die selben 19 Zigaretten knappe 5 Euro. Dies entspricht einer Preissteigerung von 66 Prozent. Das vertreibt selbst dem stärksten Raucher die Lust aufs Qualmen.
Lässt sich durch ein Alkoholverbot der Konsum unter den Jugendlichen eindämmen? In der Tat. Das Baden-Württemberger Modell beweist es. Dort darf zwischen 22 Uhr bis 5 Uhr kein Alk an Minderjährige verkauft werden. Dies ging zwar zu Lasten der Umsätze von Tankstellen, hingegen gibt es weniger Alkoholvergiftungen bei Heranwachsenden.Dies bestätigte im März dieses Jahres Innenminister Heribert Rech.

Wer die preußische Freiheit propagiert und als einzige Karte auf die Aufklärung setzt, missachtet die Erfolge eines verstärkten Verbotes.  Sicherlich würde eine höhere Alkoholsteuer zusätzliche Wirkung zeigen können. Doch solch eine Entscheidung kann nur vom Bund beschlossen werden und dieser wird auf absehbare Zeit keine höhere Alkoholsteuer einführen wollen. Man hat wohl Angst davor, dass das Volk zur Vernunft kommen könnte, wenn es aus dem kollektiven Dauerrausch aufwachen würde.
Den Berliner Politikern wäre es zu wünschen, das Verkaufsverbot auf den Weg zu bringen. Zwar würde es dann immer noch massenhafte Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen und am Wochenende vollgekotzte S-Bahn-Wagen geben, doch auch beim Rauchen benötigte die Veränderung seine Zeit.

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