Der Test lässt sich live bei Twitter unter folgender Adresse verfolgen: twitter.com/PolizeiBerlin_E. Hier ein Auszug aus dem Twitter-Feed vom 7. Juni, von 4:31 Uhr bis 04:44 Uhr.
Manchmal im Minutentakt kommen neue Tweets hinzu. Richtig schlimme Dinge liest man dabei selten. In der zurückliegenden Nacht ist ein Mann von einem Hausdach gestürzt und dabei gestorben. Ein anderer Mann ist bei einem Wohnungsbrand ums Leben gekommen. Doch der Rest der Einsätze ist – gelinde gesagt – belanglose Scheiße. Ein geklauter Einkaufswagen hier, Streitigkeiten dort oder ein Taschendieb auf der Flucht. Und bei vielen Einsätzen in der Nacht geht es nur um Fehlsignale von Alarmanlagen.
Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte die Aktion mit folgenden Worten am Freitagabend um 19 Uhr eingeleitet: „Die Bürger gewinnen einen ungewöhnlichen und umfassenden Einblick in den Arbeitsalltag der Polizei.“ In der Tat, umfassend ist der Einblick allemal. Schnell stellt man fest, dass Berlin eine Großstadt mit fast 3,5 Millionen Bürgern ist. Und bei 3,5 Millionen Bewohnern kommt es alleine durch die Menge zu solch vielen Einsätzen. Alkohol und Gewalt dominieren die Maßnahmen der Polizei.
Zwischendurch gibt es immer mal wieder Aufrufe, sich bei der Polizei sich zu bewerben. Über 400 Ausbildungsplätze sind derzeit bei der Berliner Polizei noch unbesetzt. Durch das Getwitter möchte man Interessierten zeigen, womit sich die Exekutive so beschäftigen muss. Ob man sich damit jedoch einen großen Gefallen tut, kann bezweifelt werden. Der Großteil der Einsätze ist von Banalität geprägt oder auf der anderen Seite von maßloser Aggressivität der Täter. Beides sind keine Idealzustände für ein Berufsbild.
Die Beamten der Berliner Polizei haben zu Unrecht einen schlechten Ruf. Durch viele Konfrontationen mit der linken Szene hat sich ein ungewollt aggressives Verhältnis zwischen Polizei und Bürgern aufgebaut. Der Alltag zeigt jedoch ein ganz anderes Bild. Und im Grunde sollten alle, auch Gegner des Beamtenstaates, froh darüber sein, dass sich jemand um diesen „Flohzirkus“ kümmert. Leider schafft es die Gesellschaft nicht selber, sich zu regeln. Es braucht einen Dompteur, einen Aufpasser, einen Gesetzeshüter. So jemanden wie die Polizei. Alleine in Berlin arbeiten circa 23.000 Bedienstete tagtäglich dafür, dass in dieser Stadt kein wildes Chaos herrscht. Meinen Respekt dafür.