Falls morgen die Welt untergehen würde, wären andere Dinge bestimmt wichtiger. Da allerdings abzusehen ist, dass dies morgen nicht passieren wird, kann man sich zwischenzeitlich mit irdischen „Problemen“ beschäftigen. Vor ein paar Tagen haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ihre Pläne für den Kauf neuer U-Bahn-Wagen präsentiert. Das „Dramatische“ dabei: die BVG überlegt, sich von der gelben Lackierung abzuwenden.
Foto: Thilo Rückeis, Tagesspiegel
Auf dem oberen Bild ist die farbliche Katastrophe zu sehen. Außer den gelben Türen würde nichts mehr an die typische Berliner U-Bahn erinnern. Mit dem Edelstahl-Look würde die Berliner Untergrundbahn ihr typisches Gesicht verlieren. Die gelbe Farbe ist ein Alleinstellungsmerkmal – ein Markenzeichen. Und genau jenes Markenzeichen steht nur zur Frage. Bis 2014 müssen 104 neue Wagen für die Linien U1, U2, U3 und U4 bestellt werden. Dabei hat man die Hersteller auch gebeten, neue Designs zu präsentieren. Ob die Edelstahl-Wannen tatsächlich in Verkehr gebracht werden, stehe derzeit noch in den Sternen so U-Bahnchef Hans-Christian Kaiser.
Es wäre im meinen Augen eine Schande für die Verkehrsbetriebe, wenn man sich vom Gelb abwenden würde. Die Berliner U-Bahn ist auf der ganzen Welt bekannt für ihr Sonnengelb. Wenn Touristen zuhause ihre Bilder präsentieren, wissen alle sofort nach dem zweiten Bild „Ah, das ist die U-Bahn“. In Paris ist sie weiß (mit etwas Mint), in Wien ist sie grau-weiß, in Hamburg und in New York präsentiert sie sich in grauem Stahl. Und können Sie sich leicht an diese Metrozüge erinnern? Die Berliner U-Bahn war und ist durch die gelbe Farbe schon immer etwas anderes gewesen.
Derzeit fahren auf der Linie U2 zwei Versuchszüge. Dabei wurden Wagen aus den normalen Linien mit grauer Folie beklebt – um den Effekt nach zu ahnen. Vielen Fahrgästen scheint die Veränderung nicht aufzufallen und einige BVG-Mitarbeiter haben die neue Farbe wohl als Vorbereitung für eine Werbemaßnahme gesehen. Prima. Solche Leute ziehen sich wahrscheinlich auch weiße Socken zu schwarzen Hosen an. Wer schaut da schon genau!?
Die Berliner U-Bahn muss gelb bleiben. Sie war schon immer gelb. Die früheren Wagen hatten ein Sonnengelb. Zwischendurch wurden ein paar Wagen mal in kräftigem Rot lackiert. Die neuen Baureihen haben ein kräftiges Signalgelb. Und nun soll ein Grau im Untergrund einziehen? Wer auf die schwachsinnige Idee gekommen ist, daran überhaupt zu denken, der sollte eigentlich seinen Stuhl bei der BVG räumen (müssen). Ob man bei der BVG nun vom sympathischen Edelstahl-Look spricht oder schnöde ausgedrückt von Mausgrau, bleibt am Schluss das selbe. Diese Idee gehört in einem dunklen U-Bahn-Tunnel vergraben.
Der Aufsichtsrat der BVG muss bei seiner nächsten Sitzung im Februar dem Kauf der neuen Wagenflotte (noch) zustimmen. Hoffentlich entscheidet man sich dabei für die richtige Farbe. Und Grau ist wie Braun keine Farbe sondern ein Zustand. Ich möchte auf alle Fälle ab 2014 keine Edelstahl-Behälter durch Berlins Untergrund fahren sehen.
Ich glaube, es ist den Pendlern egal, in welcher Farbe sie fahren – Hauptsache, sie fahren…
Die BVG macht doch sowiso was sie will. Damals einige Zeit nach der Wende bekamen unsere schönen Traditionell Beigen Busse auch eine Allerweltslackierung ( weiß, Postgelb, grau), ohne das die Berliner abstimmen konnten. Damals ist schon ein Stück Berlin untergegangen. Aber auf Tradition hält ja heute keiner mehr was. Es muss alles auf biegen und brechen anders gemacht werden, auch wenn es einfach schlecht ist.