Betty-TV – Interaktives Fernsehen bringt’s nicht

Betty klingt nach dem Vornamen der Nichte von den Schmidts. Gemeint ist in diesem Fall allerdings die interaktive Fernbedienung „Betty-TV“ aus dem Hause Betty TV AG. Man wollte damit das Fernsehen interaktiver machen. Dass dazu wohl mehr als nur eine übergroße Fernbedienung notwendig ist, hat nun das vorzeitige Aus für Betty-TV gezeigt.

Betty-TV Fernbedienung

Mit Betty sollte alles interaktiver werden. Die Betty-TV AG hatte große Ziele:

  • Shoppen per Fernbedienung
  • Gewinnspiele
  • Teletext-Inhalte
  • das TV-Erlebnis einfacher machen

Wer braucht so etwas? In Deutschland waren es wohl nicht all zu viele. Auf dem Plan standen bis Ende des Jahres 500.000 Exemplare. Vermarktet hat man allerdings bis jetzt nur ca. 100.000 Geräte; wie viele davon nur verschenkt und nicht gekauft wurden, steht auf einem anderen Blatt.

Eine elektronische Totgeburt

Ich frage mich ernsthaft, wieso ich Geld für eine weitere Fernbedienung ausgeben sollte, welche eigentlich im weiteren Verlauf ebenfalls nur Geld kostet. Die meisten der Gewinn- und Ratespiele waren kostenpflichtig. Das Shopping ebenso. Gratis waren nur der Teletext und der Rückkanal per Telefon.
Kompliziert ist Betty schon von alleine. Auch wenn die Betreiber in ihrer FAQ etwas anderes erzählen:
– Gerät auspacken
– zwischen SAT-Empfänger bzw. Dose und Fernsehen anschließen
– Funkmodem am Telefonanschluss anschließen
– Fernbedienung aus der Ladestation nehmen
– loslegen und Betty nutzen
– nach Gebrauch wieder zurück in die Ladestation
Die Keule bekam man mit dem nächsten Kontoauszug serviert, wenn für etliche Gewinnspiele eine ordentliche Summe vom Girokonto eingezogen wurde. Spätestens dann hat man Betty wohl auf immer und ewig in ihrer Ladestation zum Schlafen geschickt.

Alles nach Plan – auch das Aus

Betty floppte bereits vorzeitig in Deutschland, obwohl ständig behauptet wurde ‚es läuft alles nach Plan‘. Welcher Plan war das? Der Plan, dass eine Handvoll Sender (Kabel1, Sat1, Pro7, RTL) für ausgesuchte Sendungen geistig anspruchslose Multiple-Choice-Ratespiele angeboten haben?
In der Schweiz hat sich die Swisscom AG finanziell an der Betty TV AG beteiligt und sich dabei eine „blutige Nase“ geholt. Die Interaktivität kam auch in der Alpenrepublik nicht sonderlich gut an. Die Swisscom AG zog vor ein paar Wochen die Notbremse und stellt nun den interaktiven Dienst zum Jahresende ein. Unisono vermeldete man für Betty-Deutschland, dass hier bereits zum 30. November das letzte Mal digitale Daten zu den „Betty-Remotes“ wandern. Hinter den Kulissen war der Abgesang allerdings wohl schon viel früher beschlossene Sache.

Betty braucht kein Mensch. Und interaktives Fernsehen möchten wohl auch nicht all zu viele. Es bestätigt sich mal wieder die goldene TV-Regel: die Mattscheibe ist zur Unterhaltung da. Interaktion mit dem Coach-Potato ist dabei nicht nur hinderlich sondern auch reichlich unerwünscht.

Foto der Betty-TV-Fernbedienung: © Wikipedia
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