Big-Brother die Zehnte

Seit letzten Montag läuft auf RTL-2 die zehnte Staffel von Big-Brother. Vom 11. Januar 2010 bis voraussichtlich zum 7. Juni 2010 lassen sich wieder Semi-Promis und „Nobodys“ in ein voll-überwachtes Fernsehstudio stecken, und dabei 24 Stunden am Tag von Kameras filmen. Dem Gewinner winken wieder 250.000 Euro. Und allen anderen seien ein paar TV-Momente gegönnt, die sie zumindest während ihrer Zeit im Big-Brother-Haus ein bisschen berühmt(er) machen. Doch wen interessiert das Ganze noch?

Big-Brother ist absolut austauschbar geworden. Den Bewohnern sieht man mittlerweile schon an der Nasenspitze an, dass sie Big-Brother nur noch für ihr eigens Image nutzen (wollen). Für ein paar Tage auf den Flimmerkisten dieser Republik erscheinen, und mit der Hoffnung leben, dass danach die Karriere im Show-Biz erst so richtig durchstartet. Derzeit befinden sich 15 Kandidaten im Studio – verteilt auf zwei getrennte „Häuser“. Und leider entsprechen diese Bewohner dem typischen RTL-2-Klischee: Bitch, Solariumtante, Blondchen, schwules Pärchen, Muskelboy und Minijobber. Eine bunte Mischung wie sie bei einem geselligen Fernsehabend – alle zusammen – auf dem Sofa sitzend Frauentausch (auf RTL-2) schauen könnte. Das Außergewöhnliche ist wohl vielmehr, dass sich immer noch so viele bei RTL-2 für diesen TV-Trash bewerben. Doch dieses Phänomen kennt man ja auch von anderen Casting-Sendungen.

Das neue Big-Brother-Haus ist eine – wow(!) – totale Überraschung. Die Bewohner sind in zwei Gruppen aufgeteilt. Die einen wohnen im sogenannten Big-Brother-Haus und die anderem im – Achtung Denglisch – Secret-Haus. Das „Secret-Haus“ ist eine verwahrloste Messiebude, hingegen das BB-Haus von oberflächlichem Luxus nur so glänzt. Und jetzt der – doppelwow(!) – Oberhammer: beide Gruppen wissen voneinander nichts. Ist das eine Überraschung? Das muss einem als Zuschauer die Füße unter dem Boden wegziehen. Da ist der mediale Spannungsbogen ebenso nicht abzusehen wie der übliche Neidfaktor zwischen Arm und Reich, oder zwischen Freiraum und „Gefängnis“.

Aber wer hätte es gedacht: für diese fernsehtauglich aufbereitete Nichtigkeit interessieren sich anscheinend immer noch genügend Zuschauer. Obwohl es nichts Außergewöhnliches, Spektakuläres oder Spannendes zu erwarten und zu sehen gibt, schalten täglich und am Montag Hunderttausende die Glotze ein und verfolgen auf dem Sofa, wie 15 Protagonisten sich auf dem Sofa abfilmen lassen. Das ist wie wenn man die Webcam einschaltet und sich eigenen bei der Selbstbefriedigung zuschaut.
Vielleicht ist aber auch die Fangemeinde rund um Big-Brother bereits so groß, weil der Bekannte von der Bekannten mal für ein paar Wochen im Container war. Und da interessiert man sich dann eben für dieses „Gefängniskino“. Bei RTL-2 gibt man sich für die zehnte Staffel derzeit noch gelassen. Derart vergnügt hat man sich auch beim Start der neunten Staffel gezeigt. Doch der Absturz in den Zuschauerzahlen folgte bereits wenige Wochen danach. Glücklos operierte man am Konzept und erfand flugs „Big-Brother reloaded“; ein Neustart der Staffel quasi. Man kann es dem Sender eigentlich nur wünschen, dass dieses Schicksal wieder eintritt. Dann wäre BB-10 vielleicht und hoffentlich das letzte Container-TV im deutschen Fernsehen.

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