Auf den Börsenplätzen dieser Welt herrscht dieser Tage eine „leicht“ verwirrte Situation. Angefeuert durch die Immobilienblase und die daraus resultierende Bankenkrise schlingern die Aktienmärkte momentan in einer sehr volatilen Phase. Erst ging es um zig Prozentpunkte nach unten und die Anleger bekommen kalte Füße. Speziell die vielen Fondsmanager suchen derzeit krampfhaft nach einem ruhigen Fahrwasser. Abschläge gehören bei Aktien zur normalen Tagespraxis. Doch was sich derzeit abspielt, zeigt eine unbeschreibliche Gier nach der formvollendeten Formel für Dauerprofit.
Die VW-Aktie ist hierfür ein geradezu mustergültiges Beispiel. Während alle andern Aktientitel an der Frankfurfter Börse (DAX) nur den Weg nach unten kennen, springt die Aktie der Volkswagen AG von einem Höhepunkt zum nächsten. Millionen von Euro werden im Stundentakt umgeschichtet, nur um den Verlust im eigenen Aktiendepot zu begrenzen. „Die Gier nach hoher Rendite frisst ihre eigenen Kinder.“ Es entspricht nicht den normalen Marktregeln, dass eine Aktiengesellschaft mit einem ungefähren Umsatz von 100 Milliarden Euro innerhalb von drei Tagen einen Kurssprung von ca. 300 Prozent verzeichnet. Gestern war damit die Volkswagen AG kurzzeitig das teuerste Unternehmen der Welt. Wenn das mal der Adolf miterlebt hätte …
Natürlich ist derzeit an den Börsen gar nichts. Doch das Beispiel VW zeigt eindrucksvoll, wie unverhalten und gierig der Kapitalismus nach der ultimativen Rendite sucht. Die Börse Frankfurt ist an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig. Die Börsenaufsicht hätte bereits am ersten Handelstag, an dem die VW-Aktie mehr als 100 Prozent zulegte, entweder die Gewichtung der Aktie im DAX reduzieren oder den Handel stunden- oder tageweise komplett ausschließen können. Doch bei der Börsenaufsicht sieht man die Lage weitaus weniger bedrohlich, als es der Rest der Markt- und Börsenbeobachter sieht. Offensichtlich möchte man speziell den großen Investoren derzeit keine Steine in den Weg legen. Wer den Weg raus aus der Krise kurzfristig nur bei einer einzigen Aktie suchen möchte, darf dies tun. Die Märkte sind prinzipiell offen für jegliche Kursschwankungen nach unten sowie nach oben.
Rezension? Die gibt es nicht; politisch ausgeschlossen. Panik oder gar irrationale Gier auf den Börsenmärkten? Hatten wir schon; die Banken gelobten vor wenigen Tagen Besserung. Bankrotte Banken? Soll es theoretisch geben, doch auch hier gilt das selbe Prinzip wie bei der Rezension.
Es ist ja nicht so, dass nur die Banken ihren eigene Profitgier nicht zügeln können. Auch viele tausende Privatanleger stürzen sich derzeit auf die VW-Aktie oder Put-Optionsscheine – in der Hoffnung, es kracht alles noch weiter nach unten. Hauptsache dick Kasse machen. Dabei ist es egal, ob für ein paar Wochen das ganze Finanzsystem vollständig aus dem Gleichgewicht gerät.
Die Politik ist bei der Entwicklung nicht unschuldig. Man hätte schon vor Monaten gezielt gegen steuern können, die Kontrollauflagen erhöhen und eventuell sogar manche Finanzprodukte vom Markt ausschließen können. Doch gemacht hat man nichts. Man vertraute sich gegenseitig wie ein inniges Paar vor dem Traualtar. Die Bankenchefs dürfen ohne Kontrolle weiter so wirtschaften wie gehabt und die Politiker üben sich in Zurückhaltung: „Das regelt der Markt von selbst.“ Ja so ist das, wenn man im Bundestag und gleichzeitig im Aufsichtsrat einer Großbank sitzt. Sich selber am Stuhl sägen ist blöd. Also wird weiter den Banken vertraut. Die werden das schon richten.
Armselig und zugleich beängstigend finde ich die letzten Tage. Mal schauen, was noch so „Lustiges“ passiert.