Jahrzehntelang galten die Autoproduzenten aus Stuttgart-Möhringen als das Vorzeigeunternehmen schlechthin. Mit der S-Klasse hatte man den internationalen Ruf einer Luxusmarke geschaffen. Zudem beruft sich das Unternehmen, die ersten Kraftfahrzeuge gebaut zu haben. Mit Maibach hat man sogar eines der exklusivsten Autos im Portfolio. Über Jahrzehnte kannte man bei Daimler nur eine Richtung: nach oben. Aber was hat es gebracht? Heute bangt man um die Zukunft und den Fortbestand des Unternehmens.
1926 fusionierten die Daimler-Motoren-Gesellschaft und die Benz & Cie zu Daimler-Benz. Dies war die Rettung beider Automobilbauer und der Siegezug einer bis dahin einmaligen Erfolgsgeschichte. 1998 war die Daimler-Benz AG sogar bereit, die Chrysler Corporation zu schlucken. Für ca. 36 Milliarden Dollar fusionierte man zur DaimlerChrysler AG. Bereits damals äußerten erste Großaktionäre ihre Bedenken gegen den kapitalistischen Größenwahn. Die Ehe hielt ganze 10 Jahre. Im August 2007 verkündete man die Trennung der beiden Aktiengesellschaften und zurück blieb die Daimler AG. In dieser Zeit hatte man mehrere Milliarden Euro Verlust erwirtschaftet. Der große Traum des Jürgen Schrempp (Vorstandvorsitzender ab 1995) war geplatzt und Dieter Zetsche (ab 2006) durfte den angerichtete Schaden wieder gerade biegen.
Heute stehen die Zeichen auf Sturm. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass ein ausländischer Investor als Großaktionär bei Daimer einsteigen möchte. Die Chancen dafür stehen „gut“. Die Aktie verlor seit Oktober 207 knapp die Hälfte ihres Wertes. Die Daimler-Aktien waren selten so günstig wie jetzt. Und dann kommt noch eine weitere dezent erschreckende Nachricht vom schwäbischen Automobilhersteller: man drosselt dieses Jahr die Produktion um 45.000 Fahrzeuge. Schleppender Umsatz und zu hohe Lagerbestände seien dafür verantwortlich. Die Mitarbeiter am Band sollen stellenweise Schichten oder ganze Arbeitstage dafür ausfallen lassen. Und Überstunden wolle man abbauen.
Nun wäre es wenig dramatisch, wenn der Umsatz mal für gewisse Zeit rückläufig wäre. Schließlich muss es auch mal schlechte Zeiten geben. Doch Daimler steht derzeit an einem Scheideweg. Die Kleinaktionäre verlassen in großen Mengen die Aktiengesellschaft aus Stuttgart und über den Dächern der Konzernzentrale kreisen bereits die „Heuschrecken“. Sind dies die Vorzeichen einer Rezension und eventuell ein Ende des Turbokapitalismus? Bitter wird es zumindest für die vielen Tausend Mitarbeiter von Daimler. Wer die Möglichkeiten hat, sollte frühzeitig den Arbeitsplatz wechseln bevor die bittere Nachricht von der Chefabteilung kommt: wir müssen leider Arbeitsplätze abbauen.