Für die freie Wirtschaft ist die Werbung ein unverzichtbarer Antriebsmotor. Nur wer sich durch Außenkommunikation im Gespräch hält, wird auch entsprechenden Umsatz generieren. Doch wie sieht es mit Behörden aus? Haben Sie schon mal Werbung von Ihrem Finanzamt gesehen? Oder vom Standesamt? Geheiratet wird immer – und zwar nur auf dem Standesamt. Bei der Agentur für Arbeit liegt der Fall wohl etwas anders. Denn die Megabehörde sucht eine neue Fullservice-Werbeagentur und vergibt dazu ein Jahresbudget von 5 Millionen Euro (siehe öffentliche Ausschreibung).
Das Ganze fällt wohl unter wohlgefeilten Popuplismus. Die gesuchte Kommunikationsagentur soll „Informationskampagnen und Marketingmaßnahmen“ erarbeiten und realisieren. Dabei geht es wohl sicherlich nicht um Marketingsprüche wie „Werden Sie arbeitslos, wir haben eine neue Aufgabe für Sie!“ Vielmehr soll höchstwahrscheinlich der Jubelperser professionalisiert werden. Um beispielsweise vor der Bundestagswahl mit geeigneten Werbekampagnen die zurückliegenden Erfolge ins Gedächtnis der Wähler zu prügeln. Oder um hier und da mit geeigneten Maßnahmen das schlechte Image aufzupolieren.
Bei der Bundesagentur für Arbeit ist eh alles eine Nummer größer. Die Behörde verfügt über ein Haushaltsvolumen von knapp 38 Milliarden Euro (für 2012). Da fallen 5 Millionen Euro für Werbedienstleistungen eigentlich kaum ins Gewicht. Die BA beschäftigt ca. 115.000 Mitarbeiter und ist damit einer der größten Arbeitgeber des Bundes. Die BA ist zudem die größte Behörde Europas. Wir beschweren uns ständig über die vielen Arbeitslosen im Land, vergessen dabei aber dass die BA selber ein undurchschaubares Milliardengrab ist. Deutschland leistet sich 115.000 Mitarbeiter, um ca. 2,7 Millionen Arbeitslose zu verwalten. Dies kommt fast einer persönlichen Einzelbetreuung gleich (Verhältnis 1:23).
Durch die Werbemaßnahmen wird höchst wahrscheinlich kein zusätzlicher Arbeitssuchender eine Arbeitsstelle finden. Doch dank der ausgedachten Marketingstrategie werden wir – Arbeitende wie Arbeitssuchende – das Gefühl bekommen, dass die ganze Situation in Deutschland gar nicht so gravierend ist. Und die 115.000 Mitarbeiter werden sich keine Gedanken darüber machen müssen, welche Auswirkungen eine Vollbeschäftigung auf ihren Arbeitsplatz hätte. Es lebe die Vollbeschäftigung. … Also bei mir wirkt die Marketingmaßnahme schon.