Das schnelle Ende der Facebook-Party

Was wurde nicht alles berichtet vom größten Börsengang der Geschichte. Die Spekulationen überschlugen sich und nannten zuletzt bis zu 100 Milliarden Euro Marktwert für das Unternehmen Facebook. Am 18. Mai wurde die Facebook-Aktie das erste Mal an der US-Technologiebörse Nasdaq gehandelt – zum Einstandspreis von 38 US-Dollar. Doch auf die Vorfreude folgte ziemlich schnell die Ernüchterung. Derzeit kennt der Aktienkurs nur eine Richtung: nach unten. Alleine in der ersten Woche hat der Aktienkurs gut 30 Prozent an Wert eingebüßt.


Quelle: Onvista

Der Ausgabekurs vom 17.5. betrug 38 US-Dollar. Bei einer Aktienmenge von ca. 420 Millionen Stück ergibt dies eine Marktkapitalisierung von knapp 16 Milliarden US-Dollar. Spekulanten errechnen daraus einen Marktwert von knapp 100 Milliarden US-Dollar. Doch bereits am ersten Handelstag gab es Ungemach an der Nasdaq. Computerfehler waren dafür verantwortlich, dass das IPO (initial public offering) nicht so rund und erfolgreich verlief, wie sich dies Facebook und die Großinvestoren gedacht hatten. Man erwägt den Handelsplatz zu wechseln. Offenbar ist die NYSE (New York Stock Exchange) die geeignetere Börse, da es dort auch noch einen regulären Bankettservice gibt. Ein Internet-Unternehmen welches ausschließlich auf die Arbeit von Computer setzt, empfindet einen menschlichen Service als weniger fehlbar? Diese Erkenntnis kommt in mein Stammbuch der Kuriositäten.
Doch nicht nur Großinvestoren haben schlechte Stimmung. Auch viele kleinere und mittelgroße Anleger fühlen sich betrogen. Jetzt nachdem der Aktienkurs knapp 30 Prozent an Wert verloren hat, erwachen die Aktienbesitzer und wittern „Verrat“. Sie werfen dem Facebook-Unternehmen vor, Zahlen zum Umsatz und zu den erwarteten Gewinnaussichten geschönt zu haben. Viele erwägen eine Klage bei der Börsenaufsicht. Man könnte es aber auch anders sehen: sie haben auf das falsche Pferd gesetzt und zeigen sich nun übel gelaunt. An der Börse gibt es eben nicht nur Gewinner. Auch wenn die gesamte Branche zuvor das Facebook-Imperium bis über den grünen Klee gelobt hat.

Ich kann mir einer gewissen Schadensfreude nicht verwehren. Nicht nur weil ich selbst keine Facebook-Aktien gekauft habe. Nein auch aus dem simplen Grund der zu beobachteten Raffgier, welcher viele Anleger verfallen sind. Gier macht blind. Und im Falle von Facebook haben alle Beteiligten kräftig nachgeholfen. Da hilft im Nachhinein weder Jammern noch Zetern. Das Verlustrisiko war bekannt, nur wollte es – mal wieder – keiner wahr haben.

Eines wird bei Facebook jedoch gern übersehen. Der Markt kann zwar horizontal wachsen (Mitglieder). Aber vertikal (Geschäftsbereiche) sind die Möglichkeiten äußerst überschaubar. Und es tut mir leid dies zu erwähnen: selbst wenn viele Mitglieder das Facebook-Netzwerk für nicht mehr verzichtbar halten, so ist es doch nur eine Internet-Plattform, die jederzeit Konkurrenz bekommen kann. Viele Beobachter haben es bereits treffend kommentiert: beim Facebook-Börsengang konnte man der Blase live beim Platzen zusehen.

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