Wer kennt es nicht: man kauft sich ein neues technisches Gerät und steht erst einmal vor einer telefonbuch-dicken Bedienungsanleitung. Oder man geht nach dem autodidaktischen Grundsatz „learning by doing“ vor. Beides führt all zu oft zur völligen Frustration. Und zwar immer dann, wenn die geliebte neue Technik nicht dies tut, was man von ihr erwartet.
Handys können Bilder knipsen, Waschmaschinen erfordern spezielle Waschprogramme für Hemden, Küchenherde können auf die Minute genau mit dem Kochprogramm starten und Autos sind mittlerweile zur ultimativen Technik-Hölle verkommen. Je mehr technisches Gerät wir uns anschaffen, desto größer wird der Druck, all die Funktionen und Bedienungselemente zu kennen.Schnell steht man vor der Frage: wie war nochmal die Tastenkombination bei der Kamera für den Blitz bei Gegenlicht?
Selten schaffen es die Entwickler, ein Gerät dergestalt zu entwickeln, dass man es auch ohne Bedienungsanleitung bedienen kann. Handys sind hier ein ganz beliebtes Bespiel. Von Generation zu Generation werden die Mobiltelefonen immer weitere Funktionen eingeimpft. Bald können wir mit den Dingern die Waschmaschine von unterwegs starten oder per Knopfdruck den Wagen vorfahren lassen. Nur wer braucht all den sinnlosen Luxus?
Klar ist, dass die Industrie ein berechtigtes Interesse hat, den Geräten einen immer größeren Funktionsumfang zu verpassen. Wer als Hersteller auf der Stelle stehen bleibt, gehört morgen zu den wirtschaftlichen Verlierern. Stillstand ist Rückschritt. Die Industrie begibt sich damit allerdings in gefährliches Fahrwasser. Wird die Technik irgendwann zu kompliziert, wird sie vom (potentiellen) Kunden gemieden. Doch wo wären wir heute, wenn wir immer noch auf dem Holzherd unser Süppchen warm machen würden? Hochauflösende Filme wären mit Magnetbändern heute ebenso undenkbar wie Büro-PCs mit Röhrentransistoren.
Die Weiterentwicklung in der Technik bringt (einen Großteil) der Weltbevölkerung weiter und verschafft uns einen luxuriöseren wie zugleich einfacheren Alltag. Zugleich steigt allerdings auch der Frustrationspegel und die Tendenz, dass wir zu Technik-Idioten verkümmern. Microsoft hat einmal sein Office-Paket analysieren lassen und dabei festgestellt, dass ca. 90 Prozent der Funktionen gar nicht oder nur sehr selten genutzt werden. Dies liegt nicht daran, weil die Benutzer diese Funktionen nie benötigen würden sondern ist der Tatsache zu verschulden, dass sie diese Funktionen noch gar nie gesehen haben. Ähnlich ist es wohl mit Handys. Einschalten, Telefonieren, SMS schreiben und ab und an ein Bildchen knipsen. Memofunktion? Unterschiedliche Bluetooth-Profile?
Und dann ist da noch die Silver-Generation, also die Senioren über 60 Jahren. Es soll kein stumpfes Vorurteil sein, doch die ältere Generation hat gewisse Bedienungsprobleme mit der überfrachteten Technik. Dies liegt zum größten Teil daran, da sie in der Jugend nicht mit diesem modernen Kram aufgewachsen sind. Senioren müssen sich im Angebot des Technik-Overkills zurecht finden. Die Industrie hat es bis jetzt sträflich vernachlässigt, für nicht ganz so technik-affine Menschen die entsprechenden Geräte zu entwickeln.