Der Verband Deutscher Zeitungsverleger läuft mal wieder Sturm gegen das gebührenfinanzierte Angebot von ARD und ZDF. Dieses Mal geht es um die Telemedien der öffentlich-rechtlichen Sender – sprich es geht ums Internet. Dem VDZ wäre es am liebsten, wenn die Öffentlich-Rechtlichen gar keine Angebote und Informationen mehr ins Internet stellen dürften. Beim ZDF hingegen versteht man die ganze Aufregung nicht, denn schließlich entspreche das Internetangebot den Vorgaben aus dem Rundfunkstaatsvertrag.
Innerhalb einer Woche lies der VDZ zwei Pressemeldungen verteilen, um schlechte Stimmung gegen ARD und ZDF zu machen. In der einen Meldung fordert der VDZ die Privatisierung einer der beiden Öffentlich-Rechtlichen Fernsehanstalten. In der anderen Nachricht möchte der VDZ-Präsident Hubert Burda höchstpersönlich das Onlinekonzept des ZDF vor Gericht klären lassen. Schlussendlich geht es um Machterhalt bzw. die Demonstration der Macht. Man möchte bei den privatwirtschaftlichen Zeitungsverlegern keine staatliche Konkurrenz neben sich haben.
Beide Vorstellungen des VDZ sind absurd und nicht bis Ende zugedacht. Dies weiß man wahrscheinlich auch beim VDZ, aber am Ende gewinnt nicht selten jener, der am lautesten gebrüllt hat. Die Privatisierung von ARD oder ZDF hätte für die Zeitungsverleger keinen spürbaren Vorteil. Im Gegenteil. Der privatisierte Fernsehsender könnte bei einer Privatisierung handeln wie ihm lustig wäre. Da gäbe es keine staatlich verordnete Verweildauer mehr für die Videos und Informationen im Internet. Da gäbe es nicht einmal mehr die Vorgabe, welche Informationen überhaupt erfasst und veröffentlicht werden dürfen. Denn ein privatisierter Fernsehsender steht auf der selben Stufe wie all die kommerziellen Verlagshäuser dieser Republik. Beim VDZ dachte man sich bei dieser Idee vielleicht: ein privatwirtschaftlich agierender Fernsehsender könnte man mit dem Konkurrenzdruck schneller zu Fall bringen.
Auch die gerichtliche Überprüfung der Onlineinhalte des ZDF ist Nonsens. Zum einen entsprechen sie wohl den Vorgaben. Zum anderen ist ihr Einfluss auf das Medienangebot der privatwirtschaftlich geführten Verlage verschwindend gering. Wie oft waren Sie schon mal auf der Internetseite von Phoenix oder 3sat? Selten bis gar nicht? Nun, damit gehören Sie nicht einmal einer Randgruppe an. Die begleitenden Informationen des ZDF haben einen sehr geringen Marktanteil im Internet. Doch Herr Burda sagt sich wohl: Gar keine Informationen sind besser als tote Informationen.
Es ist mal wieder das übliche Dilemma: die Zeitungsverleger Deutschlands müssen auf die Rendite achten, die Öffentlich-Rechtlichen „verprassen“ die Milliarden ungeprüft. Es ist auch die übliche Schwarz-Weiss-Malerei. Die Verleger leben von der Werbung, die staatlichen Anstalten von der GEZ-Gebühr. Ich finde, die derzeitige Situation ist ziemlich ausgeglichen. Mich interessiert das Mainstream-Gequake der meisten privaten Zeitungen nicht. Denn meist ist es von einer eindeutig politischen Farbe geprägt. Ich könnte aber auch nicht sagen, dass mir alle Inhalte der staatlichen Fernsehsender zusagen. Es ist wie bei allem: wo Licht ist, ist auch Schatten. Doch manche haben manchmal einen Größeren als die anderen.