In der Bloggerszene gibt es ein ungeschriebenes Gesetz: kritisiere nie Deine Mitstreiter. Doch in diesem Fall muss ich es tun, weil BILDblog bereits über den normalen grünen Klee hinaus gelobt wird. Die aufwendigen Recherchearbeiten des laut Eigenaussage „Watchblogs der deutschen Medien“ stehen bei meiner Kritik außer Frage. Mir geht es vielmehr um die Relevanz von BILDblog bzw. deren Wirkung.auf die kritisierten Medien und Verlage.
Fast täglich findet man auf BILDblog einen kritischen Beitrag über eine der BILD-Medien. Ob es sich dabei um eine lokale BILD-Zeitung handelt oder um den BILD-Online-Ableger, ist irrelevant. Zum Kritisieren findet sich bei den Meldungen von BILD immer etwas. Zu recht kann man sagen. Denn die Redakteure von BILD dichten gern mal die Wahrheit etwas um oder verzerren die Tatsachen. Da ist es gut, dass sich ein Medium sich diesen Missständen annimmt.
Zuletzt habe ich Lukas Heinser – den Urvater des Blogs – in einem ARD-Interview gesehen, in dem er die Arbeit von BILDblog geschildert hat. Eine Kernaussage war, dass die Redaktionen von BILD bis dato kaum bis gar nicht auf die Arbeiten von BILDblog reagiert hätten. Man werde quasi ignoriert. Dennoch sei es seiner Meinung nach wichtig, auf die Missstände aufmerksam zu machen. Ja und Nein sage ich an dieser Stelle.
Welchen Mehrwert hat die Aufarbeitung der Fehler, wenn das zu kritisierende Medium nicht darauf reagiert? An der Arbeit von BILD wird sich durch BILDblog nichts ändern. Und der gemeine BILD-Leser bleibt durch BILDblog ebenfalls der selbe. Beide Leserschichten werden wohl nie aufeinander treffen.
Ich als Blogger freue mich jeden Tag aufs Neue über die Einträge auf BILDblog. Es gibt immer etwas zu schmunzeln. Doch ich bin hingegen kein Konsument bzw. Leser des Originals. Daher habe ich durch das Lesen von BILDblog keinen Einfluss auf die BILD-Zeitung. Und ich bilde wohl kaum die Ausnahme. Oder wer liest die BILD-Zeitung und schaut dann auf BILDblog nach, was den Redakteuren heute wieder für lustige Fehler passiert sind? Es dürfte eine kleine Minderheit sein. Oder man arbeitet am BILDblog-Portal mit und wird zum Lesen des Original förmlich gezwungen.
Es kommt von nicht ungefähr, dass sich die BILD aus jeglicher Schlammschlacht heraus hält. Beim Axel Springer Konzern wird man sich indes für die täglich kostenlose Werbung bedanken. Egal ob man nun kritisiert oder hoch gelobt wird. Eine Nennung außerhalb der eigenen Axel-Springer-Medien kann als Werbung angesehen werden.
Die BILD-Zeitung wird auch von den Mitbewerbern nicht hoch angesehen. In den Redaktionen der BILD-Zeitung arbeitet man mit täglich an diesem Bad-Boy-Image. Bei der Axel-Springer-Zeitung lebt man damit, kritisiert zu werden. Und schließlich ist eine Kritik immer noch besser, als würde man gar nicht erwähnt werden.
Mittlerweile konzentriert man sich bei BILDblog nicht nur auf die Fehler vom großen Bruder. Auch in anderen Verlagen nimmt man es mit der Berichterstattung manchmal nicht so genau. Und all zu oft kommt es vor, das ein und der selbe Fehler durch die unterschiedlichsten Redaktionen getragen wird. Weil keiner mehr Zeit für eine vernünftige Recherche hat und weil vieles nur noch blind von den Nachrichtenagenturen übernommen wird. Im Gegensatz zu BILD reagieren manche Verlage sogar auf die Meldungen auf BILDblog und ändern ihre Artikel. In vielen Fällen kann es aber auch purer Zufall sein.
Die Arbeit von Lukas Heinser und seinen Kollegen ist ehrenhaft – ohne Zweifel. Doch der ehrenhafte Ansatz, die Medienlandschaft dadurch verändern zu können, wird ein frommer Wunsch bleiben. Eigentlich sind die Redaktionen selbst für die Kontrolle zuständig. Bei BILDblog ist man sogar so „bekloppt“ und macht die Korrekturarbeiten unentgeltlich.
Die ständige Kritik an der BILD-Zeitung halte ich sogar für kontraproduktiv. Je mehr Fehler aufgedeckt und darüber berichtet wird, umso höher fallen bei BILD die Werbeeinnahmen aus. Wie schön wäre es, wenn meine ärgsten Feinde jeden Tag über mich berichten würden. Und wenn dann noch die Werbeerlöse dadurch steigen .. genial!
Lese da schon lange nicht mehr mit. Ich weiss ja eh, dass der Laden und seine Methoden (vorsichtig ausgedrückt) so gar nicht mein Ding ist. Was soll ich mich da täglich mit rumärgern.
Und die Leute, die es eigentlich mal lesen sollten, lesen es eh nicht. Schade.
Das wäre mir neu! Es gibt reichlich Blogs, die sich nur mit Blogkritiken beschäftigen und unzählige Beiträge, die an anderen Blogs und Bloggern herummäkeln. Ansonsten stimmt´s natürlich, Kritik verpufft im Nichts, wenn sie nicht angenommen und reflektiert wird. Aber das ist nichts Neues… M.E. lebt auch das BILDblog in der Tradition des guten alten Prangers weiter und zieht entsprechendes Publikum an. Und? Ist das eine Meldung wert?