Russland sorgt in den letzten Monaten selber für reichlich negative Stimmung. Hier eine Grenzüberschreitung, dort militärische Angriffe und überhaupt geht es immer wieder um den politischen Größenwahnsinn von Wladimir Putin. Hinzu kommt der Preisverfall beim Rohöl, wovon Russland zu fast 50 Prozent seiner Exporte abdeckt. Jetzt schlägt das Pendel „endlich“ zurück, so der versteckte Unterton aus den Medien.
Der Rubel verliert täglich an Wert. Die Russische Zentralbank hatte über Nacht (16.12.2014) den Leitzins um 6,5 Prozentpunkte auf 17 Prozent erhöht. Bereits am 11. Dezember gab es eine Anhebung auf 10,5 Prozent. Wie kritisch ist die Lage? Steht Russland vor der Pleite? Welche Rolle spielen dabei Devisenhändler und Spekulanten? Gerade heute wurde der massive Verfall gebremst und der Rubel konnte sich leicht erholen. Vielleicht nur kurzfristig, aber es wurde vorsichtshalber gleich gar nicht erwähnt. Weil es nicht in das Bild des zerstörten Russlands passt.
Und was macht die Bevölkerung Russlands? Die müsste eigentlich in gnadenlose Panik verfallen. Das russische Volk hat jedoch schon öfters solche Währungsturbulenzen durchgemacht und reagiert in der Regel besonnen. Selbst wenn sich wie dieser Tage die Preise vieler Gütern fast täglich ändern. Dieses Verhalten passt jedoch nicht zum massiven Verfall der russischen Währung. Am liebsten berichtet man von Panikkäufen und einem ängstlich agierenden Volk. Für das heute-journal übernimmt diese Aufgabe der ZDF-Korrespondent aus Moskau:
Sie kaufen was das Zeug hält. Kühlschränke, Elektroartikel, Computer, langlebige Verbrauchsgüter. Sie kaufen, weil morgen schon alles noch viel teurer sein könnte und vor allem um ihr Geld loszuwerden.
Im Bericht zeigt man einen russischen Elektronikmarkt mit neuster Highend-Ware wie „curved“ TV-Geräte. Die panische Lage und den Ausverkauf , welche der Korrespondent in die Lage hinein interpretiert, kann man hier leider nicht erkennen. Bis zum russischen Weihnachtsfest am 7. Januar sind es noch genau drei Wochen. Und auch in Russland schenkt man sich teure Verbrauchsgüter zu Weihnachten. So hat ein Kunde in dem Bericht ein neues „Nexus S5“ erstanden. Ein Handy zur Weihnachtszeit, Wahnsinn!
In einem Land, welchem der finanzielle Ausverkauf droht, handelt man nicht mit Prozenten. Doch in dem Ladengeschäft hinter dem Kunden gibt es derzeit satte 20 Prozent. Und auch hier fehlen die Heerscharen an kaufwütigen Konsumenten, welche noch schnell ihren Rubel los werden möchten. Gähnende Leere im Kosmetikgeschäft. Im Bericht war nebenher zu sehen, dass in dem Einkaufszentrum durchwegs die beschriebene Masse an Kunden fehlte.
Gegen Ende des Berichts wird es noch reichlich abenteuerlich, als es um Wechselstuben geht.
Die Anzeigentafeln der Wechselstuben […] sind auf dreistelligen Kurse nicht ausgerichtet und müssen erst umgerüstet werden.
Wenn die Verbreitung von Blödsinn ein Gesicht hätte, so sollte man sich jenes von Bernhard Lichte merken. Jenem ZDF-Korrespondenten, der einer dynamischen LED-Anzeigentafel dezent seufzend die fehlende Flexibilität vorwirft. Ja so kann es gehen, wenn man den bösen Russen sucht, und am Ende nur die brave Matroschka findet.