Vor wenigen Tagen ließen etliche Autokonzerne verkünden, dass man in den nächsten Monaten mit einem radikalen Jobrückgang rechnen müsse. Bedingt durch das Auslaufen der Abwrackprämie sehe man sehr schwachen Umsatzzahlen entgegen. Dies ist nicht weiter verwunderlich. Schließlich ist der Markt nach der Abwrackprämie übersätigt und die Automobilkonzerne haben die Zeit wieder einmal nicht dazu genutzt, ihr Produktportfolio zu überdenken. Schon jetzt werden die Stimmen laut, wie der Markt nach dieser Zeit stimuliert werden kann. Das nächste Konjunkturpaket ist somit nur eine (politische) Frage der Zeit.
Die Zeitungsverleger möchten gern eine Art Urheberrechtsabgabe auf den Verkauf von neuen Computer, im Sinne der Vergütung beim Verkauf von Speicherträgern (DVD, USB-Stick, Festplatten). Diese Forderung klingt recht eigensinnig. Denn was unterscheidet kommerzielle Verlage von den vielen unabhängigen und nichtkommerziellen Forenschreibern, Blogbetreibern, etc.? Dürfen diese dann auch von der Urheberrechtsabgabe profitieren? Kann journalistische Arbeit nur dann überleben, wenn sie finanziell vom Staat unterstützt wird? Wird damit nicht ein Ungleichgewicht geschaffen? Zudem lässt die Forderung nach einer staatlichen Vergütung die Frage aufkommen, ob nur große Verlage mit genügend Material bzw. Wissen überleben können?
Quelle kann den aktuellen Prospekt doch noch nicht drucken lassen, da die Druckereien sich quer stellen. Es ist nicht derzeit gesichert, ob die Druckereien das Geld aus dem Notkredit erhalten. Perfide an der Situation bei Arcandor sind zudem zwei Dinge. Die Hälfte des Umsatzes macht Quelle mit dem Internetshop. Dieser benötigt keinen Druck von Katalogen. Und der Verkaufssender HSE24 macht fortwährend Gewinne. Das Versandhaus Quelle steht also vor dem Aus, weil die Familie Schickedanz nicht bereit ist, weitere 30 Millionen aus eigener Tasche zu finanzieren? Quelle muss pleite gehen, weil man bei Arcandor es nicht schafft, ein paar Millionen von der einen Tochterfirma in die andere zu transferieren? Auf dem entgegen gesetzten Weg konnten und können Gelder allerdings problemfrei verschoben werden. Wer soll das verstehen? Steckt dahinter einer nicht näher zu verstehende Logik oder hofft man mit der Drohung einer Insolvenz nur auf günstiges Geld vom Staat?
Bei Opel ist indes alles noch beim Alten. Man schlingert von Woche zu Woche an der Insolvenz vorbei. Die Verhandlungen mit Magma sind zwar ein gutes Stück weiter, aber auch General Motors ist wieder mit bei den Verhandlungen. Die ursprünglichen Horrorszenarien von 30.000 arbeitslosen Mitarbeitern haben sich vorerst wieder verflogen. Verkauft Opel eigentlich nun mittlerweile wieder mehr Autos? Oder wurschtelt man sich kollektiv ins automobile Grab?
Bei der Schaeffler-gruppe hat man zwischenzeitlich erkannt, dass der Kauf der Continental AG auch noch warten kann. Nachdem Frau Maria-Elisabeth Schaeffler erkannt hatte, dass ihre Forderungen von ca. 4 Milliarden Euro (Bürgschaften der Bundesregierung) dezent überhöht waren, kocht man nun auf kleiner Flamme weiter und hofft wohl auf weitere 4 Jahre CDU-Regierung. Irgend jemand (aus der Parteikreisen) wird früher oder später schon die spendable Hand reichen.
Für wie doof halten uns die Konzerne eigentlich? Wenn man den Profit nicht durch größeren Umsatz steigern kann, versucht man es mit kurzfristigen Krediten. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass einer dieser Konzerne wegen fehlenden 50 Millionen Euro ernsthaft vom Konkurs bedroht ist? Falls ja, dann sollte das entsprechende Unternehmen sich schleunigst einer Insolvenz hingeben.
Wenn man den Kunden nicht direkt weiter ausschlachten kann – bedingt durch gleichbleibenden Umsatz bzw rückläufige Preise, greift man eben nach dem Arm des Staates. Dort gibt es Geld quasi im unbegrenzten Maße. Doch die Rechnung ist perfide. Auch wenn der Steuerzahler nicht durch weitere Steuerabgaben belastet wird, so drückt doch immer mehr der Schuldenberg auf die Reaktionsfähigkeit und Möglichkeiten des Staates und somit auch auf das Wohl aller Bürger.
Seltsamerweise reagiert meine Bank sehr zurückhaltend auf meine Finanzklemme. Auch der Staat wird mir wohl kaum mit einem kleinen Notkredit zur Seite stehen. Schließlich bin ich ja nur ein einziger Arbeitsplatz. Nur dumm, dass es davon sehr viele Hunderttausend Menschen in Deutschland gibt. Und nicht jeder arbeitet in einem großen Konzern, wo man schnell man nach der rettenden Hand von Frau Merkel, Herrn Steinmeier oder der von einem anderen Politiker greifen kann.
Das Gebaren der großen Konzerne ist widerlich und beängstigend zugleich. In einem Neuzeitwestern könnte man sich folgende die Situation vorstellen: den Politikern wird die Pistole auf die Brust gesetzt und die Industriebonzen zischen durch ihre goldverkronten Zähne: „Geld her oder eure Wiederwahl steht auf dem Spiel!“. Vor der Wahl ist nach der Wahl werden sich insgeheim viele Manager denken und schwitzen die Monate bis zur Bundestagswahl aus. Oder sie machen in den nächsten Wochen nochmals richtig Druck, indem sie ihre Drohungen nach einem Arbeitsplatzabbau verstärken.
Das Säbelrasseln geht weiter. Nur dumm dass die Piraten in den Konzernen sitzen und die Besatzung der MS Deutschland mehr oder minder machtlos zusehen dürfen, wie sie ausgeraubt werden – bis aufs letzte Hemd.