Ein Virus bei den Krankenkassen?

Es ist eine uralte Wirtschaftsweisheit: wo es Geld zu holen gibt, wird es abgeschöpft. Eindrucksvoll ist dies mal wieder im Gesundheitssytem zu sehen. Die Gebühren steigen und keiner wehrt sich; denn die Beitragszahler können sich in diesem Fall nicht wehren. Bis zu 8 Euro pro Monat werden die Gesetzlichen Krankenkassen von jedem ihrer Beitragszahler ab März eintreiben. Damit sollen die angeblichen milliardenschweren Löcher im System gestopft werden. Noch letztes Jahr hieß es – nach der Einführung des Gesundheitsfonds – dass genau jener Gesundheitsfond ausgleichende Gerechtigkeit für alle und eine gleichbleibende Stabilität ins System bringen soll. Davon ist jetzt keine Rede mehr. Angeblich soll genau dieser Gesundheitsfond sogar Schuld an diesem Zusatzbeitrag sein.

Den deutschen Patienten geht es mal wieder an den Geldbeutel. Pro Quartal muss man an die Arztpraxis 10 Euro Praxisgebühr zahlen, hinzu kommen nun noch jeden Monat bis zu 8 Euro. Auch die Kunden der Privaten Krankenversicherungen leiden unter dem Gesundheitsfond. Deren Beiträge stiegen Anfang des Jahres unverhältnismäßig hoch, da die Privaten Krankenkassen mittlerweile einen Basistarif anbieten müssen, bei welchem sie jeden Kunden aufnehmen müssen – egal welchen Alters und Vorerkrankungen.
Anders sieht es dagegen bei der FDP aus. Vor wenigen Tagen wurde ihr erneut vorgeworfen, sie betreibe auch im Gesundheitssystem Klientelpolitik. Als FDP-Mitglied hat man nämlich Anrecht auf einen vergünstigten Tarif bei der Deutschen Krankenversicherung DKV. Als „Exklusiv für FDP-Mitglieder“ wird das Angebot von Europas größtem Privatversicherer bezeichnet. Die FDP gibt sich verschnupft und nüchtern zugleich. Solche Massenverträge seien in vielen Branchen üblich. Darüber hinaus betreibe man keine gesonderte Politik für die Privatversicherer. Genau diese Aussage ist jedoch eine glatte Lüge. So hatte die FDP im Februar 2009 noch verkündet, man wolle die Gesetzlichen Krankenkassen abschaffen und jeden Bürger zum Abschluss einer Privaten Krankenversicherung verpflichten.

Pünktlich und irgendwie passend zum Extrabeitrag bei den Krankenkassen streiken die deutschen Ärzte für mehr Gehalt. Der Marburger Bund fordert für alle 55.000 Ärztinnen und Ärzte in den kommunalen Krankenhäusern 5 Prozent mehr Lohn und eine Anhebung Stundenentgelte für den Bereitschaftsdienst. Fast schon in Vergessenheit geraten ist dabei die Gehaltserhöhung von 2009. Vor einen Jahr hatten sich die Ärzte bereits einen kräftigen Schluck aus der Pulle genommen und eine Lohnerhöhung von 3,8 Prozent erreicht. Vorausgenommen und dabei wohl noch nicht eingerechnet ist dabei eine weitere Erhöhung zum 1. August 2010 um weitere 1,2 Prozent. Wo es Geld zu holen gibt, wird es auch verteilt.

Auf der anderen Seite suchen die Krankenhäuser nach immer neuen Einnahmequellen. So hatte das ARD-Magazin PlusMinus vor wenigen Tagen berichtet, dass immer mehr Krankenhäuser dazu übergehen, die lokalen Telefonnummern für die Patiententelefone durch kostenpflichtige 0180-5 Nummern zu ersetzen. Somit kann und muss man als Angehöriger für einen Anruf ins Krankenhaus weitaus mehr bezahlen als nötig wäre. Da kann man nur den Tipp geben: als Patient das Handy mit aufs Zimmer nehmen und sich über die Handynummer anrufen lassen.

Was kommt als Nächstes? Wird im nächsten Jahr der einheitliche Beitragssatz von derzeit 14,9 Prozent auf 15,5 Prozent erhöht? Und im Jahr 2012 werden dann wieder Extrabeiträge erhoben? Und irgendwann kommt sicherlich auch eine Anhebung der Praxisgebühr auf 15 Euro pro Quartal. Und in naher Zukunft haben wir dann Zustände wie in den USA. Dort können sich nur noch Wohlhabende und Personen mit einem geregelten Einkommen eine Krankenversicherung leisten. Alle anderen sind auf die Spenden von Wohlfahrtsorganisationen angewiesen. In Deutschland ist das Gesundheitssystem schon jetzt so teuer wie fast nirgendwo anders auf der Welt. Sind die monatlichen Kosten bald so hoch die Miete? Da lohnt es sich bald, statt zum Arbeiten zu gehen, sich lieber krank ins Bett zu legen.

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