Die Finanzkrise hat ihren nächsten Kandidaten gefunden: Zypern. Nach langen Verhandlungen hat man eine verwaschene Lösung aus Bankenfusion und Zwangsabgabe verkündet. Doch schon jetzt ist klar, dass die Reichsten der Reichen wie parasitäre Blutsauger die sinkende Insel bereits verlassen haben. Verlierer sind die Kleinanleger, der zyprische Staat und die europäische Staatengemeinschaft. Man hat es wieder nicht geschafft, dem ungezügelten Finanzwesen Einhalt zu gebieten.
Uns wird ständig erzählt, die „Märkte“ würden alles regeln und man könne die „Märkte“ auch nicht wie gewünscht regulieren. Man könnte schon, würde man auch wollen. Doch die Politik und die verquaste EU-Bürokratie ist vom Finanz-Lobbyismus derart umgarnt, dass nur eine Marschrichtung zählt: Big wins. Der Spruch „Geld regiert die Welt“ ist schon längst keine Floskel mehr sondern bittere Realität.
Der Kleinanleger wird bereits seit Jahren enteignet. Schleichend und unauffällig. Bei maximal 1 Prozent Zinsen und circa 2 Prozent Inflationsrate wird das Ersparte jedes Jahr um circa 1 Prozent weniger. Wer hingegen zu den Reichen dieser Welt gehört, lässt sein Geld möglichst effektiv arbeiten. Dafür bieten Banken und Finanzinstitutionen lukrative Anlageformen mit 10 Prozent Rendite (und mehr). In Zypern kommt erschwerend hinzu, dass es für reiche Ausländer ein offensichtliches Steuerparadies ist.
Die Banken verwalten das Geld der Investoren und Investoren vertrauen ihr Geld den Banken an. Keiner kann ohne den anderen. Die Politik ist in dieser Gemengenlage nur ein Störfaktor. Ein Kommentar in der Süddeutschen-Zeitung bringt es auf den Punkt: Nehmt es von den Reichen! In Italien leben circa 1.400.000 Millionäre; im Verhältnis zum weitaus größeren Deutschland wimmelt es in Italien von Superreichen. Auch für Spanien lassen sich ähnliche Zahlen finden.
Die Euro-Krise ist keine Finanzkrise sondern eine großangelegte Umverteilung von Unten nach Oben. Die Millionäre und Großanleger aus dem Euroraum profitieren im Übermaß aus der Euro-Krise. Denn deren Vermögensverwalter, die Banken, profitieren vom Niedrigzins ebenso wie von den Rettungsmaßnahmen der Eurostaaten. Je höher unsere Staatsverschuldung wächst, desto größer wird das Vermögen der Reichen.