Fürstliche Vorstandsgehälter CONTRA Arbeitnehmer-Bettellohn

Aus akuellem Anlass:
Siemens erhöht die Gehälter seiner Vorstände um durchschnittlich 30 Prozent.

Frechheit!
Untergang der Gleichberechtigung!
Verrat!

So oder so ähnlich tönt es aus etlichen Internetforen. Der Arbeitnehmer versteht die Welt nicht mehr und verschafft sich mit stammtischähnlichen Parolen die nötige Luft. Irgendwo hat er ja auch recht – der einfache Arbeiter vom Fließband. Da müssen 10.000 Leute gehen, damit ein paar Vorstände mehr Gehalt bekommen können. STOP!

Die Arbeiter werden nicht entlassen, damit ein paar Schlipsträger ein übigeres Salär kassieren können. Es liegt in der Systematik einer AG. Diese Unternehmensform muss, um wachsen zu können, Kosten reduzieren, Geschäftsprozesse optimieren und eben auch manchmal Mitarbeiter entlassen – Kostenreduzierung. Eine AG wird vom Geld regiert. Und Geld sucht immer den Weg der geringsten Kosten, um sich zu vermehren.
Die meisten AGs stehen in der globalen Welt im engsten Konkurrenzdruck. Hinzu kommt, dass manche Arbeiten in Billiglohnländern um den Faktor 3 günstiger erledigt werden können. Es ist daher nur zu logisch, dass gewisse Prozesse ins Ausland verlagert werden.

Ein Vorstand oder auch ein Aufsichtsratsmitglied ist davon nicht betroffen. Denn diese Personen bzw. deren Aufgaben werden noch nicht in Billiglohnländer verlagert. Zum einen schützt sie davor das Prestige der Firma, zum anderen findet sich in den Entwicklungs- bzw. Schwellenländern noch keine ausreichend große Schar ausgebildeter und erfahrener Mangager.

Eine AG könnte vor ihren Anlegern (=Geldgeber) nie rechtfertigen, dieses Jahr ein Minus von 10% erwirtschaftet zu haben, nur damit ein paar deutsche Familien besser leben können. Solch eine AG wäre innerhalb des nächsten Jahres vom Markt verschwunden, weil die Anleger ihr Geld abziehen würden.

Rechtfertigt diese Begründung eine Erhöhung der Vorstandsgehälter? Nein!
Werden weniger Mitarbeiter entlassen, wenn die Vorstandsgehälter nicht steigen? Nein!

Und da sind wir schon im kleinen Paradoxon der Gehälter angelangt.

Die Schere zwischen Arm und Reich bewegt sich immer mehr auseinander. Diese Erkenntnis ist nicht neu und sie betrifft nicht nur Deutschland. In machen Ländern geht es äußerst rasant (z.B. Mexiko) und in wieder anderen verläuft die Spaltung gemächlicher (z.B. Schweiz). Aufzuhalten ist sie allerdings nicht. Dazu müsste auf der ganzen Welt der Kapitalismus abgeschafft werden.
Doch gerade dieser Kapitalismus ist verantwortlich dafür, dass viele sich ein besseres Leben leisten können als ohne diese Marktform. Der unschöne Nebeneffekt dabei: es gibt im Gegenzug auch viele, die im Kapitalismus nicht besser oder gar schlechter leben. Um es eindeutig zu sagen: die Verlierer bleiben auf der Strecke.
Der Sozialismus hingegen würde alle gleichstellen und auch jeden mitziehen. Dort gäbe es keine Verlierer, aber auch keine Gewinner. Das System tritt auf der Stelle. Es bildet eine in sich abgegrenzte Insel bzw. das System verhungert an der ausgestreckten Hand.

Nur Wettbewerb sorgt für Bewegung und für eine Verbesserung der Lage.
Wer sich nicht an den Wandel anpasst, bleibt auf der Strecke. So radikal und konsequent ist das System nun einmal. Wer höhere Vorstandsgehälter verteufelt, verteufelt gleichzeitig den Siegeszug des Kapitalismus; jene Wirtschaftsordnung die dazu geführt hat, dass man in der Lage ist, mehr zu verdienen als der Nachbar. Darüber hinaus beschert uns der Kapitalismus mit einem unvorstellbaren Luxus: jeder kann seinen eigenen Fernseher besitzen, man ist mobil überall für wenig Geld erreichbar, es gibt Erdbeeren im Winter und Kiwi im Sommer, …
Der Wettbewerb ist eine globale Angelegenheit. Wenn heute ein Mitarbeiter bei Siemens entlassen wird, dann höchstwahrscheinlich deshalb, weil sein chinesischer Kollege die selbe Arbeit für die Hälfte der Kosten erledigt. Man steht heute nicht mehr in Konkurrenz zum Nachbarn im Schrebergarten schräg gegenüber, sondern zu einer unbekannten Welt, die tausende Kilometer weit entfernt liegt.
Die Gehälter in China steigen, da die Nachfrage und die Auslastung steigt. In Deutschland fallen hingegen die Löhne, da die Auslastung abnimmt. Die Folgen der Globalisierung.

Parallelen lassen sich überall ziehen.
Bereits im Mittelalter wurde strickt nach Arm und Reich getrennt. Die einen lebten in der Burg, die anderen in einfachen Lehmhütten. Später waren es Großindustrielle gegen das einfache Volk. Heute stehen sich Wohlverdiener und Nichtarbeitende gegenüber.

Nachrichten über steigende Vorstandsgehälter sorgen immer für entzürnte Stimmung. Wer allerdings den Erfolg des Kapitalismus nicht erkennen mag, wird auch stets gegen die Globalisierung wettern und somit seinen eigenen Lebensstandard schlechter machen als er ist. Ein größeres Gehalt für einen Vorstand hat noch nie zu einer Entlassung von Arbeitern geführt. Dass es moralisch unklug ist, steht auf einem anderen Blatt. Wer allerdings beim nächsten Jahresgespräch mit seinem Chef dem höheren Monatsgehalt zustimmt, wandert auf den selben Wegen. So ist das nun einmal im Kapitalismus.
PS:
Keiner hat gesagt, der Kapitalismus wäre schon perfekt ausgereift und bräuchte keine "Feinjustierung" mehr.

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Ein Kommentar

  1. Mir ist bei der ganzen Argumentation noch nicht so ganz klar, womit nun diese enorme Erhöhung gerechtfertigt wird. WARUM bekommt der Vorstand soviel mehr Geld? Weil es den Kapitalismus gibt? Blödsinn. Doch wohl nur, weil sich der Vorstand eben selbst mehr Geld geben KANN.

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