Fußball-Zeit ist Pizza-Zeit

In Deutschland werden jedes Jahr mindestens 825 Millionen Tiefkühlpizzas aufgetaut und im Ofen zu dem gebacken, was viele gern als Fastfood bezeichnen. Kochen können muss man dafür zweifelsfrei nicht.  Dominiert wird dieses Marktsegment von zwei großen Unternehmen: Dr.Oetker und Nestlé (Wagner). Daneben gibt es noch ein paar Eigenprodukte der Handelsmarken (Quelle). Im Pizza-Markt der Markenhersteller herrscht quasi ein Duopol. Es würde mich übrigens nicht wundern, wenn irgendwann mal heraus kommen würde, dass es jahrelang heimliche Preisabsprachen gegeben hat.

Zurück zum Thema, dem Aufwärmen von gefrorenen Teigscheiben. Pizza essen macht nicht nur Spaß, es ist auch locker und so eine Pizza ist „sympathisch und natürlich 
immer mitten drin im Leben„. Mit diesem Marketinggeschwurbel beschreibt man zumindest bei Wagner die neue Werbekampagne. Schaut man sich die entsprechenden Bilder aus dem Werbespot an, erkennt man zumindest eindeutige Stereotypen.

Dies ist das typische Bild für den pizzamampfenden Couchpotato. So sieht die Pizzaindustrie ihre Kunden und so vermarktet die Werbeindustrie die dazu passenden Produkte. Sympathisch und mitten im Leben, so wie man bei Wagner (Nestlé) seine Zielgruppe definiert. Und Dr.Oetker sieht es wohl identisch. Vorbei sind die Zeiten der italienischen Klischees; nichts mehr mit „Chianti“ und „Luigi“. Statt dessen lungert man mit Bier vor dem Fernseher und futtert mit den Händen eine Fertigpizza in sich rein.

Jedes Jahr erlebt die Pizza-produzierende Industrie eine Steigerungsrate von 10 Prozent – zum Trotz all der inflationären Kochsendungen und Kochbücher. Selber eine Pizza machen ist out, Tiefgekühltes aufbacken dagegen mega-in. Es kann natürlich auch daran liegen, dass viele bereits an der einfachen Zubereitung einer Pizza scheitern. Zumindest wird solch ein Eindruck vermittelt, wenn man unter diesem Gesichtspunkt die Werbung genauer betrachtet. Bei Dr.Oetker und dem neuen Pizza-Burger scheint man die Fähigkeiten seiner Kaufklientel nicht sonderlich hoch einzuordnen. Und bei Wagner dominiert das uralte Klischee: die Frau backt (eine Pizza) und verteilt es an die hungrigen Jungs.

Die Fußball-Weltmeisterschaft kann kommen. Die Pizza-Industrie ist gewappnet und wird an den Spieltagen wohl zeitweise etwas mehr als die durchschnittlich 2,3 Millionen Pizza pro Tag produzieren. Und da wundern wir uns noch, wieso die Fettleibigkeit und das Übergewicht in der Gesellschaft so weit verbreitet ist?

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