Alles ist plötzlich Bio. Und „Green“ taucht nun in den skurrilsten Produktbezeichnungen auf. Mit dem neuen Auto von Opel schont man plötzlich die Umwelt. RWE plant ein Gezeitenkraftwerk – außer bunter Reklame ist davon allerdings sehr wenig zu sehen. Ein Server ist plötzlich „green“, weil er urplötzlich zum ökologischen Stromsparer mutiert. Die Filialen von REWE sind nun auch „green“, weil nur noch Ökostrom eingesetzt wird. Dass Ökostrom teilweise nur umetikettierter Atomstrom ist, erzählt an dieser Stelle niemand.
Solche geschickten Marketingaktionen nennt man Green Washing. Firmen verpassen sich und ihren Produkten dadurch einen ökologischen Anstrich – wo meist gar keiner ist. Zudem versucht man dadurch den Konsumenten gezielt falsch zu informieren. Ein Auto wird durch die Bezeichnung „green“ nicht zur ökologischen Alternative. jeder Ausstoss von CO2 ist streng genommen ein Miligramm CO2 zu viel. Und wenn ein elektrisches Gerät minimal weniger Strom verbraucht, so ist es noch lange nicht umweltfreundlicher als vorher.
Green Washing ist zu einer absatzfördernden Mussbedingung für Unternehmen geworden. Wer nicht einmal in seiner Produktbeschreibung erwähnt, dass sein Produkt Bio, Öko oder umweltverträglich ist, muss sich über fallende Umsatzzahlen nicht wundern. Der treudoofe Verbraucher fragt eh nicht nach, was denn nun so grün an dem überarbeitenden Produkt sein soll. Der Kunde sieht sich allein schon durch die gesellschaftliche Debatte um Umweltschutz und ökologische Verträglichkeiten gezwungen, das Produkt mit dem grünen Anstrich zu kaufen. Da ist es nebensächlich, ob mit dem Kauf auch wirklicher Umweltschutz betrieben wird.
Green Washing ist somit in erster Linie Hirnwäsche im Marketing. Grün sind meist nur die schönen Landschaftsaufnahmen im Hintergrund des Produktes. Wirklich ökologisch grün sind nur die wenigsten Produkte; und die sind meist auch die teuersten. Also greift man zur günstigen Mogelpackung mit dem grünen Versprechen. Dann ist zumindest das (grüne) Gewissen befriedigt.