Mit alternativen Antriebssystemen kämpft die deutsche Autoindustrie schon seit Jahrzehnten. Es ist nicht neu, dass sich die deutschen Autobauer vehement gegen neue Systeme wehrt. Die Gründe dafür liegen im Dunkeln. Denn prinzipiell könnten sich die Autokonzerne mit alternativen Motoren einen internationalen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Statt dessen schimpft man unentwegt gegen die immer strengeren CO2-Vorgaben aus Brüssel und prophezeit einen zu starken Umsatzrückgang, wenn man sich von den Benzin- und Dieselfahrzeugen langsam aber sicher trennen soll.
Schon 1977 gab es das erste hybride Diesel-Fahrzeug von Volkswagen. Von 1992 bis 1994 testete man in Zürich mit 20 Modellen die Akzeptanz und Alltagstauglichkeit. Doch der Erfolg und die Massenfertigung des Golf-Hybrid-Diesels blieben aus. Auch bei Audi hatte man bereits zwischen 1997 und 1998 den in Kleinserie produzierten Audi Duo im Programm. Es war das erste europäische Hybridfahrzeug seiner Klasse. Bei Mercedes Benz kam man erst im Jahre 2003 auf die Idee eines Voll-Hybriden. Der als Forschungsfahrzeug getaufte F500 Mind hat ein 4-Liter V8-Dieselaggregat mit 184 kW und ein Elektromotor mit 50 kW.
In der Zwischenzeit sind etliche andere Prototypen, Concept-Cars und Forschungsprojekte gestartet worden. Doch alles in allem sind diese Hybrid-Fahrzeuge nur „Ausstellungsfahrzeuge“. In Massenproduktion hat es bis dato keiner dieser Modelle. Man fragt sich, wieso die Hemmschwelle derart hoch ist bzw. die Autokonzerne sich derart zurückhaltend verhalten.
Bei Toyota hingegen startete man bereits im Jahr 1997 mit der Serienfertigung des ersten Prius. Heute im Jahr 2009 folgt bereits die dritte Generation des Prius – mit wachsendem Erfolg. Auch Lexus baut seit 2005 Hybrid-Modelle in erfolgreicher Serie. Liegt es an der Zurückhaltung der deutschen Käufer oder eher an der engstirnigen Haltung der deutschen Autokonzerne, weshalb in Deutschland derart wenig Hybriden auf den Straßen fahren? Oder geht es den deutschen Konzernen um das fehlgeleitete Image eines Hybriden? Die Modelle gelten gemeinhin nicht als ganz so spritzig und sportlich, wie es sich die Konzerne gern als Marketinggrund gern wünschen. Hingegen sind viele der Käufer mittlerweile bereit, für 20 PS weniger eine Spriteinsparung von bis zu 20 Prozent in Kauf zu nehmen.
Bei den Elektroautos ist die Lage nicht viel besser. Gründe für eine fehlende Massenfertigung gibt es viele: unzureichendes Aufladenetz, Probleme mit den Batterien (Speicherkapazität, Gewicht), geringe Reichweite, und noch viele mehr. Darüber hinaus fehlen den Konzernen triftige Gründe, wieso sie einen Modellwechsel durchführen sollten. Es gibt keine Notwendigkeit. Und E-Autos gelten gemeinhin ebenfalls wie die Hybriden als nicht sonderlich „sexy“.
Da passt es in das fehlende Konzept, wenn unsere Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) sich vor ein paar Tagen gegen Kaufanreize für Elektroautos ausgesprochen hat. Bravo Frau Ministerin. Sie haben damit bestimmt einen Stein im Brett der Automobilkonzerne. Der Umwelt tun sie damit allerdings keinen Gefallen. Als Begründung gab Frau Schavan an, dass die E-Autos erst sicherer, leistungsstärker und preisgünstiger werden müssten als die derzeitigen Prototypen. Das glänzt voll purer Logik für das Forschungsministeriums. E-Autos werden solange für Käufer unattraktiv bleiben, solange sie durch Kleinserien künstlich teuer gehalten werden. Ohne Kaufanreize wird der Käuferkreis allerdings nicht größer. Und wieso E-Autos als unsicherer gelten als Benzin- und Dieselautos, ist mir ein großes Rätsel.
Die Automobilkonzerne sehen allerdings bereits das nächste Unheil an der Front aufziehen. Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Den Autobauern drohen Mehrbelastungen von 190 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020. 114 Milliarden Euro müssen die deutschen Autohersteller demnach alleine ausgeben, um die CO2-Vorgaben zu erfüllen. In der Produktion steigt damit der Preis für jedes Auto um 1900 Euro – und damit wohl auch in der Konsequenz für den Käufer. Ein selbst gestricktes Konjunkturpaket mit wunderbarer Begründung. Der einfache Ausweg wäre es, CO2-freundlichere Autos zu produzieren. Zum Beispiel mit Großserien an Hybrid- und Elektroautos. Doch Jammern ist bekanntlich einfacher als investieren.