Integrationsdebatte? Es geht wohl eher um die Bildung.

Das Sarrazin-Gespenst geistert auch Tage nach der Buchvorstellung von Thilos S. noch durch die Medien. Die Presse scheint ein gesteigertes Interesse daran zu haben, ihre Auflagen mit den radikalen Äußerungen des Herrn Sarrazin zu steigern. In den politischen Reihen wurde während dessen eine Diskussion in Gang gesetzt, ob Deutschland die richtige Integration betreibt. Wenn Herr Sarrazin den Mund aufmacht, geht es in erster Linie um Araber, Muslime .. und dem ganzen anderen „Pöpel“ aus dem fernen Osten. Er sagt ihnen nach, dass ihnen eine gewisses Intelligenzgen fehlen würde; und noch mehr solch haltloser Äußerungen. In Berlin kämpft man dagegen an – oder nutzt es entsprechend für die parteipolitische Linie.

Die Debatte lässt sich auf einen Nenner herunter brechen: Muslime sind dumm, Muslime sind faul und gerade die jugendlichen Muslime sind gewaltbereit. Danke Herr Sarrazin, besser hätten es die Republikaner nicht formulieren können. Und jene Deutsche(?), die ihren Kopf nicht mehr aus der  Bierflasche heraus bekommen, glauben diesen Blödsinn auch noch. Die Welt ist so simpel einfach, wenn man nur die entsprechend einfache Schwarz-Weiß-Malerei betreibt. Dass unsere Regierenden jedoch über den selben geistigen Horizont verfügen wie ein arbeitsloser Gebäudereiniger (* Beispiel), fällt dabei selbst der geistigen Elite nicht auf. Die Politiker (fast) aller Parteien springen auf die beschränkten Äußerungen des Herr Sarrazin an und geben ihren eigenen Stuss zum Besten. Da ist dann die Rede von der ausreichend guten Integrationspolitik, dass Einwanderer in Deutschland besser aufgenommen werden als anderswo und dass man in Deutschland schon jetzt jede Menge unternimmt, um Menschen anderer Nationen zu integrieren. Manche Politiker lassen sich auch dazu hinreißen, noch mehr Geld für die Integration zu fordern.

Doch ist es wirklich ein Problem der fehlgeleiteten Integration? Nein. Denn ich kann es täglich mit eigenen Augen sehen. Da sind die wirklich arbeitswilligen muslimischen Verkäufer in den vielen Kiosken und Imbissbuden, da sind die engagierten Türken, die jährlich mit großem Aufwand das Mai-Fest in Kreuzberg feiern und da sind die freundlichen Menschen – aller Nationen – auf den Straßen. Es gibt auch ein paar Ausnahmen, doch die gibt es quer durch alle Nationen.

Das wirkliche Problem ist ein ganz anderes, doch darüber möchte in der Regierung niemand sprechen. Es ist die fehlgeleitete Bildung. Dies fängt bereits im Kindergarten an und endet mit der gewollten Trennung in Gesamtschule und Gymnasium. Man möchte als Deutscher einfach unter sich sein. Die Ausländer stören da nur. Und dass ausländische Personen nicht auf die selbe Weise die deutsche Sprache lernen können und wollen, dürfte jedem klar sein. Doch dazu müsste man etwas an der Bildung ändern. Und genau an dieser Stelle versickert die Diskussion. Bildung kostet Geld, Bildung benötigt ausgebildetes Personal und Bildung benötigt den Willen aller Menschen, miteinander leben und lernen zu wollen.

Wenn wir es in Deutschland nicht schaffen, alle Menschen mit Migrationshintergrund gleichwertig und gleichbedeutend auszubilden, werden wir auch in 20 Jahren noch eine fadenscheinige Diskussion über eine fehlgeleitete Integrationspolitik führen. Denn wenn man auf die „Stimme des Volkes“ hört, so kommt zu Tage, dass die Ausländer nicht lernen wollen, nicht lernen können und nicht lernen sollen. Wer wegen seiner Herkunft nicht in eine bestehende Gesellschaft passt, wird auch nicht integriert. Doch wenn Personen mit Migrationshintergrund nicht die selben Möglichkeiten zur Bildung gegeben werden, wird auch eine Integration scheitern.

Und was ist mit den deutschen „Musterschülern“? Ich sehe da viele, die ebenso gewaltbereit, faul und dumm sind. Es gibt genügend Deutsche, die ebenso in das Raster der Sarrazin-Thesen passen würden. Doch darüber redet offensichtlich niemand, oder niemand ist bereit, darüber reden zu wollen. Denn Deutsche genießen das Prädikat der Vollkommenheit – würde es nach Sarrazin gehen. Dies ist jedoch nicht nur gedanklich sonder auch faktisch falsch. Problemkinder gibt es in allen Familien. Und daher ist es umso wichtiger, die Diskussion von einer fehlgeleiteten Integration abzuwenden in Richtung „wie können wir die Bildung verbessern„.

Der Brandstifter Sarrazin hat eines geschafft: die politische Masse diskutiert am Thema vorbei. Mal wieder sind es die integrationsunwilligen Ausländer, die für Zündstoff sorgen. Doch in Wahrheit liegt der Fehler der letzten Jahre in einer ungenügenden Bildung. Man könnte auch sagen, dass gerade unsere Politiker Opfer ihrer eigenen schlechten Bildung sind. Denn ansonsten hätten sie den Fehler in der Diskussion bereits längst selbst erkannt.

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