Mohammed ist keine gewöhnliche religiöse Figur. In vielen Ländern ist der islamische Prophet auch Bestandteil der Gesetze. So steht beispielsweise auf die Blasphemie in Pakistan die Todesstrafe. Doch wie steht es mit Verballhornungen und Schmähkritik auf Mohammed, die außerhalb der islamischen Länder erfolgt? Der Ort der Handlung ist egal. Wenn der Mob wütend ist, zündet er auch mal Botschaften um eigenen Land an. Menschenrechte? Diplomatie? Dies ist dieser Tage alles Nebensache.
Die Parallelen zum Film „Das Leben des Brian“ sind geradezu verblüffend. Dort findet eine gespielte Steinigung wegen Blasphemie statt. Ein alter Mann wiederholt spöttisch die Worte „Jehova, Jehova“ und tanzt dabei auf einem Bein (Youtube-Video). Der weibliche(!) Mob ist aufgebracht und steinigt den Ungläubigen(?) schlussendlich. Der Film bringt auf satirische Weise das grundlegende Übel zur Sprache. Für die einen ist es Ulk oder plumpe Provokation, für die anderen pure Blasphemie.
Vermutlich ein koptischer Christ aus Kalifornien (USA) hat das islamfeindliches Video mit dem Titel „Innocence of Muslims“ gedreht und bereits Anfang Juli 2012 ins Internet gestellt. Ich habe mir das Video nicht angeschaut. Es zeigt wohl erniedrigende und blasphemische Handlungen des Propheten Mohammed und ist in jeglicher Hinsicht provozierend ausgelegt. Wie viele der nun wütenden Muslime haben sich das Video angesehen? Wie viele haben nur grundlose Wut im Bauch, weil sie von Dritten davon erfahren haben? Und wie vielen ist der Motivationsgrund für ein paar Krawalle völlig egal?
In Libyen wurden vor zwei Tagen der US-Botschafter und drei Mitarbeiter getötet. Eine wütende Menge hatte in der Hauptstadt Bengasi die us-amerikanische Botschaft gestürmt und dabei die Personen getötet. Doch nicht nur dort gibt es seit den Freitagsgebeten massive Unruhen. Es brennen amerikanische, britische und auch deutsche Botschaften in Ägypten, Sudan sowie in Libyen. Radikalbereite Jugendliche brennen derzeit alles nieder, was ausländische Züge aufweist. Der Grund für die Gewalt ist wohl bei vielen aus dem Blickfeld verschwunden.
Der Prophet Mohammed und die islamische Kultur sind immer wieder Ziel von Anfeindungen. Da ist unter anderem das Buch „Die satanischen Verse“ des indisch-britischen Schriftstellers Salman Rushdie. Oder auch die Mohammed-Karikaturen des dänischen Zeichners Kurt Westergaard. So provozierend die westlich-christliche Kultur mit der Provokation spielt, so aufgebracht und emotionsgeladen reagiert die islamisch-geprägte Bevölkerung.
Bei der jetzigen Reaktion ist jedoch nicht auszuschließen, dass sie aus den eigenen Reihen stammt. Es gibt offenbar Hinweise darauf, dass es eine gezielte Aktion von al-Qaida sein könnte, um den Zorn in den islamischen Ländern auf westliche Staaten anzuheizen. Es wäre das alte Spiel in neuem Gewand. Die spannende Frage ist also: wer heizt die Stimmung an und aus welchen Gründen?
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