Manche finden es schade, manche gar bedauerlich und andere wiederum können gut und gerne darauf verzichten. In Berlin gibt es keine lebendige Karnevalskultur. Die Jecken – wie sie im Rheinland genannt werden – sind in Berlin die seltene Ausnahme. Dies war schon fast immer so und dies wird es wohl auch in (naher) Zukunft bleiben.
Dafür sorgt nicht zuletzt ein Beschluss des Berliner Umweltamtes, welcher für die Karnevalsumzüge gesonderte Imissionswerte festgelegt hat. Der Senat schreibt einen Maximallärmpegel von 70 Dezibel vor, was in Ungefähr der Lautstärke eines Staubsaugers entspricht. Dies macht einen Umzug mit Musik zu einem Ding der Unmöglichkeit. Nebenbei gab es wohl auch Beschwerden, dass die Berliner Karnevalsvereine keine finanzielle Unterstützung erfahren. Nun gut, Berlin ist nicht Rio de Janeiro, wo der jährliche Karneval ein eigener Wirtschaftszweig darstellt.
Berlin ist sexy, Berlin ist multikulturell und Berlin hat jede Menge andere Attraktionen zu bieten. Da braucht es nicht auch noch dieses Faschingsgedöns. Zugezogene aus den christlichen Regionen Deutschlands können dies nicht so recht nachvollziehen, wieso in Berlin die Karnevalszeit spurlos vorüber geht. Das Ende der närrischen Tage läutet die christliche Fastenzeit ein. Daher ist in katholischen Gegenden die Fasnacht häufiger anzutreffen als in protestantischen Gegenden.
So endet in Berlin am Aschermittwoch die Fünfte Jahreszeit wie sie am 11.11. begonnen hat: reichlich unspektakulär und fernab jeglicher Tatkraft. Der Berliner freut sich statt dessen lieber auf den multikulturellen Karneval der Kulturen oder den Christopher Street Day, welcher ab diesem Jahr „Stonewall Parade“ heißen wird.