Der kleine knuddelige Knut aus dem Berliner Zoo wird langsam aber sicher zum Nervobjekt. Kein Tag vergeht, an welchem Knut nicht medienwirksam in den Nachrichten präsentiert wird.
Das momentan noch kleine Raubtier wird vorgeführt wie eine Spezialanfertigung aus der Steiff-Plüschtierkollektion: „Oh, is der süüüß!“. Schlimm genug, dass er nicht schon wie ein richtiges Raubtier aufwachsen kann, nein man kann Knut seit neustem auch essen.
Haribo bringt dieser Tage zuckersüße Schaumgummibären mit Himbeergeschmack auf den Markt. An den Klingelton zum Herunterladen und an die Desktop-Hintergrundbilder (in tausendfacher Ausführung) hat man sich bereits zwischenzeitlich gewöhnt.
Die Knutomanie hat allerdings ihren Zenit weit überschritten.
Kein Tag vergeht, an dem Knut nicht in den Nachrichten zu sehen ist. Kein Tag neigt sich dem Ende, an dem nicht über Knut geredet wird. Man könnte fast das Gefühl bekommen, am Wohlergehen Knuts leidet die ganze Nation. Die wenigsten wollen und können dabei verstehen, dass Knut auch jetzt schon ein wildes Raubtier ist. Und noch viel wenigeren Knut-Fans wird bewusst sein, dass Knut und seine „Clique“ zu einer stark bedrohten Tierart gehört.
Statt also wie besessen den neusten Knut-Song zu kaufen oder Knut-Gummibärchen sich in den Rachen zu werfen, sollten viele sich vielleicht einmal bewusst machen, dass Knut eine wehrlos-exotische Ausnahme bildet. Der Zoo ist eigentlich nicht der passende Ort für ihn und seine Kollegen. Doch die Menschheit ist so doof, dass sie Raubtiere in freier Wildbahn lieber tötet und ein paar Ausnahmen in den Zoo verfrachtet. Aber er ist ja doch so süüüß – und leider auch genauso vom Aussterben bedroht – von uns doch so süüüßen Menschen.