Die Bauern streiken mal wieder. Es stinkt ihnen gewaltig. Aber nicht weil die Jauchegrube auf dem Hof anfängt überzuquellen, sondern weil sie zu wenig Geld für ihre Milch bekommen. Sie können angeblich von den ca. 25 Cent pro Liter Frischmilch nicht leben. Angemessen wären nach der Vorstellung der Bauern ca. 40 Cent pro Liter. Das Problem an der Misere: die Bauern sind selbst an dem niedrigen Preis schuld. Denn was die Landwirte bis heute nicht begreifen, die Milchindustrie arbeitet nach dem Prinzip „Angebot und Nachfrage regeln den Preis“.
Willkommen in der Marktwirtschaft.
Landwirte haben ein generelles Problem. All ihre Tätigkeiten bzw. Erzeugnisse werden von den EU oder direkt aus Deutschland subventioniert. Auch für jegliche Anschaffung im Maschinenpark gibt es Subventionen aus dem großen Argrartopf der Europäischen Union. Ein Bauer hat noch nie ernsthaft verstanden, wie echte Marktwirtschaft funktioniert. Zudem werkeln viele alleine vor sich hin. Jeder Landwirt unterhält seinen eigenen Fuhrpark, seine eigenen Stallungen, usw. Kooperationen untereinander hat man selten gern; da war es damals in der DDR mit den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften – kurz LPG – schon ein bisschen anders.
Aber zurück zum Problem mit dem Milchpreis. Die Bauern haben über Monate hinweg den Markt mit einem Überangebot an Milch sprichwörtlich überschwemmt. Die Milchquote wurde bis ins Extrem gesteigert. Steigt das Angebot, sinkt hingegen der Preis (pro Liter). Solange die Nachfrage dabei nicht prozentual mit ansteigt, ändert sich an dieser logischen Formel auch nichts. Aber wieso sollte auch die Nachfrage nach Milch aus dem Nichts sich plötzlich vervielfachen? Die Landwirte kassieren momentan die Quittung für ihre übertriebene Milchquote. Schuld sind am Ende natürlich mal wieder die anderen: die Verbraucher, weil sie bei ALDI und Co. die günstige Milch kaufen, der Großhandel, weil er die Molkereien unter Druck setzt und natürlich die Molkereien selbst, weil sie keinen höheren Literpreis zahlen wollen bzw. können.
Wenn Landwirte streiken, reagieren sie auch gern mal etwas trotzig. Und so wird die gemolkene Milch nun auf den Feldern versprüht – mit dem Jauchewagen. Der Protest ist natürlich kontraproduktiv. Zum einen entgehen den Landwirten dadurch wichtige Einnahmen aus dem Rohmilchverkauf und zum anderen schwenken die Molkereien zum Teil auf Lieferungen aus dem Ausland aus. Eine klassische Pattsituation.
Vielleicht sind 25 Cent pro Liter wirklich nicht ausreichend, damit ein Bauer vom Milchverkauf leben kann. Vielleicht aber auch leben die Landwirte fernab jeglicher Realität und warten geduldig auf die nächste Subventionswelle aus Brüssel. Fakt ist allerdings, dass die Bauern sehr wenig Kreativität zeigen. Statt beispielsweise auf teure Bio-Milch zu setzen, produzieren sie lieber im Übermaß gewöhnliche Milch. Oder statt unerwartet gemolkene Milch schlecht werden zu lassen, schreien sie lieber bereits im Vorfeld nach Streik, um den Molkereien ausreichend Zeit für alternative Lieferanten zu geben. Normalerweise ernten die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln. Derzeit sieht es allerdings eher so aus, als ob die Bauernschläue den Milchbach runter gegangen ist.