Love Green – Love the Green-Washing

Die Senderfamilie ProSiebenSat.1 setzt in einer crossmedialen Kampagne drei Monate lang auf das Thema Love Green – mit dem passenden Untertitel „Wir retten die Welt. Jeder ein bisschen.“ Auch eine passende Website hat man dazu erstellen lassen: www.love-green.de. Alles so schön grün und ökologisch, könnte man denken. Doch um was geht es? Und wie grün ist die Themenwoche wirklich?

Die Website selber ist bis jetzt noch wenig mit Inhalt gefüllt. Dies wird sich in den kommenden Wochen ändern. Die Kampagne möchte den Zuschauer/Leser generell zu nachhaltigerem Handeln anregen. Es geht dabei um so simple Verhaltensweisen wie „esst mehr Gemüse statt Fleisch“ oder „lass das Auto stehen und fahre mit dem Rad„. All dies sind ehrenwerte Gedanken. Doch wenn eine kommerziell betriebene Senderkette zu einem solchen Verhalten aufruft, ist das ein bisschen so wie wenn ein Stromkonzern zum Stromsparen aufrufen würde. Paradox, um es salopp auszudrücken.

Der Kampagne ist es wichtig, ein besseres Umweltbewusstsein entstehen zu lassen. Dazu gehört zweifelsfrei, dass man schlichtweg besser informiert sein soll. Wie grüne Nachhaltigkeit bei einem über Werbung finanzierten Sender aussehen kann, zeigt eindrucksvoll ein Blogbeitrag aus der Website von Love-Green: Fahren mit Frittenfett. Die Fahrzeuge von Mc Donalds fahren in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit dem verbrauchten Frittenfett aus den Burger-Filialen. Offensichtlich kann damit dort die komplette Fahrzeugflotte betrieben werden. Die Fahrzeuge fahren – nach Definition – CO2-neutral. Doch auf der Gegenrechnung steht weiterhin ein hoher Verbrauch von Wasser und Strom für die Aufzucht der Rinder und das Anpflanzen der Kartoffeln. Das nötige Frittierfett (Palmöl?) wächst zudem nicht einfach so auf den Bäumen.

Wenn die Nachhaltigkeit wie im Gewandt des Frittenfettes daher kommt, ist es leider eine Mogelpackung. Denn die Nachhaltigkeit wird durch den ständigen, weiterhin ungezügelten Konsum erkauft. Echte Nachhaltigkeit würde bedeuten, wirklich auf den Burger und die Pommes aus dem FastFood-Restaurant zu verzichten und statt dessen einen gesunden, saisonalen Salat zu essen. Solange wir also grundsätzlich nichts am Konsumverhalten ändern, solange ist jede gut gemeinte Nachhaltigkeit nur grüner Schimmel auf dem Käse.

Für Nachhaltigkeit zu werben und gleichzeitig Werbung für kurzlebige Produkte zu machen, passt nicht wirklich zusammen. Ein taz-Artikel bringt den Unterschied zwischen Nachhaltigkeit und Vorhaltigkeit treffend auf den Punkt. Dort schreibt die LeserIn D. Richl aus Weißbach:

Ist doch klar: Vorhaltigkeit. Während beispielsweise nachhaltiges Wirtschaften dafür sorgt, dass auch den Nachkommen etwas erhalten bleibt, ist vorhaltiges Wirtschaften der Grund, dass ihnen der Wohlstand der Vorväter vorenthalten bleibt.

In diesem Sinne: kann Mc Donalds auch noch in 50 Jahren ihre Autos mit Frittenfett betreiben, wenn zwischenzeitlich die Kartoffeln und Rinder nicht mehr so schnell nachwachsen wie sie gebraucht werden?

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Ein Kommentar

  1. danke für Ihren Artikel über Love Green.
    Als einer die Initatoren der Kampagne möchte ich richtigstellen, dass Love Green unabhängig ist. Sat.1 stellt freundlicherweise als TV-Partner das Mediavolumen für die Schaltung unserer Spots bereit und widmet sich redaktionell einigen Themen. Die Website love-green.de wird von uns betrieben, das gilt auch für die Themenauswahl des Blogs. Wir versuchen dabei, die guten Nachrichten in den Vordergrund zu stellen. Grundsätzlich ist die Idee ja reizvoll mit Frittenfett zu fahren. Aber nur, wenn es sowieso anfällt.

    Mit hellgrünen Grüßen!
    Markus Schmidt
    Love Green

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