Lowtech im Hightech-Transrapid

Auch wenn es polemisch und pietätlos klingen mag:

23 Menschen sind tot und damit wohl hoffentlich auch endlich der Transrapid.

Es mussten 23 Menschen den Tod im modernsten Transportmedium finden. Dadurch sinkt das Vertrauen und damit endgültig die Beliebtheit in den Transrapid auf den nötigen Gefrierpunkt.
Es geht hier nicht um die Abwertung des Industrie- und Hightechstandortes Deutschland. Auch steht die einzigartige Technik des Transrapid ausser Frage. Es sollte nur einmal erwähnt werden, dass in diesem Steuerloch in den letzten Jahren Milliarden von Euro sinn- und maßlos versickert sind.

Gute Gründe für den Rückzug aus den Transrapid-Träumen:

  • Die Technik bzw. der Streckenbau ist im Vergleich zur konventionellen Schiene um den Größenfaktor 5 zu teuer.
  • Alle anderen Verkehrsmittel haben eine weitaus höhere Flexibilität.
  • Die Antriebstechnik bietet aus ökologischer Sicht keine Vorteile.
  • Fahrzeiten verkürzen sich auf Kurzstrecken nur marginal. Auf Langstrecken ist der Transrapid dem Flugzeug weit unterlegen.
  • Die Hochbahntrassen verunstalten jede Landschaft. Darüber hinaus ist die Hochbauweise in Städten nicht praktikabel.
  • Bis auf das Testgelände im Emsland und die 20km-Kurzstrecke in China finden sich keine weiteren Transrapide im Einsatz.

Politikpoker in Hochkultur.
Der Transrapid war und ist seit seiner "Geburt" ein Politikum. Im Vierjahresrhytmus werden von unseren Politikern immer wieder neue Trassenvorschläge genannt. In Nordrheinwestfalen sollte er die Kleinstadtmetropolen miteinander verbinden. Zwischen Hamburg und Berlin wäre nebem dem ICE eine zweite Schnellbahn aus dem Boden gestampft worden und in München hätte man sich die 10 minütige Fahrt vom Hauptbahnhof zum Flughafen die Lächerlichkeit von 2 Milliarden Euro kosten lassen.

Viele Politiker haben versucht, durch den Bau einer Transrapidstrecke sich zu profilieren. Es ging nie darum, der Technik ein "lebendiges Herz" zu geben. Einzig und allein der politische Einfluss und das Machtgehabe standen bei den Vorhaben im Vordergrund.

Modernste Technik.
Die Technik des Transrapid ist ohne Zweifel die bis dato beste und fortschrittlichste Antriebsart für die horizontale Fortbewegung. Sie war auch nicht für den Zusammenprall der beiden Züge verantwortlich.
Für den Schieneneinsatz ist die Technik allerdings seit ihrer Erfindung weniger geeignet. Der größte Kritikpunkt bleibt die extrem hohen Kosten für den Bau einer Strecke.

Lowtech-Überwachung.
Dass der Unfall trotz allem passieren konnte, ist ein Tragödie in sich. Die "Rakete der Schiene" besitzt in ihrem milliardenteuren Innenleben nicht einmal eine Notbremse. Auch auf den Führer des Schienengerätes wurde komplett verzichtet, weil die Technik und das Schienensystem Unfälle rein theoretisch nicht zulassen.
Es wurde selbst an der einfachsten und billigsten Technik gespart: ein Bewegungsmelder an der Front des Zuges. Denn es muss ja nicht gleich ein Fahrzeug sein, welches sich auf der Strecke befindet. Auch ein verirrter Großvogel kann bei Tempo 400 einen ordentlichen Schaden hinterlassen.

Begraben und vergessen.
Dieser Unfall gibt den Trassenplänen hoffentlich den nötigen Todesstoß. Kein Politiker wird es in Zukunft rechtfertigen können, für solch überteuertes Spielzeug Milliarden in der Landschaft zu versenken.
Vielleicht erlebt die Antriebstechnik eine Wiedergeburt in völlig anderer Form – z.B. in Aufzugsschächten.


Denn: die Technik ist weiterhin Spitzenklasse, nur der Verwendungszweck war und ist der Falsche.

Please wait...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.